Fan-Streit schweißt zusammen

Weil Verteidiger Vic Stanfield 1987 ausgemustert werden sollte, streiten sich die KEV-Führung und die Anhänger wochenlang.

Krefeld. Ein Streit wurde zu einem Highlight — auch das gab es in der 75-jährigen Krefelder Eishockey-Geschichte. Der Fanaufstand 1987 gegen die Entlassung von Verteidiger-Idol Vic Stanfield und der Widerstand gegen KEV-Boss Uli Urban wurde hart geführt. Aber er war auch „der Beginn einer langjährigen guten Zusammenarbeit mit dem Verein und Urban“, erinnert sich Wolfgang Jägers („Ömmes“), damals einer der großen Gegenspieler des Vorsitzenden.

Was war passiert? Vic Stanfield, nach kurzer Abwesenheit wieder nach Krefeld zurückgekehrter Publikumsliebling, war in die Jahre gekommen. Urban: „Wir mussten die Mannschaft verjüngen, mussten andere Strukturen schaffen, es durfte nicht mehr so viel auf einen Spieler zugeschnitten sein.“ Doch die Planungen sickerten durch, die Schlagzeile vom Ende der Ära Stanfield schockte die Eishockeyfans vor Beginn der Aufstiegsrunde.

Das Echo kam prompt. Klubchef Urban: „Ich wurde von der Wucht, der Vielzahl und der Dauer der Kritik völlig überrascht.“ „Ömmes“ Jägers, damals im legendären Fanclub „Echo der Nordtribüne“: „Wir wollten nicht, das Vic einfach so vom Hof gejagt werden sollte. Danke und Tschüs. Wir fanden, er hätte dafür als Mensch und Spieler viel zu viel getan.“

Da standen sie nun. Auf der einen Seite der Vorsitzende („Es muss sein, wir müssen nach vorne denken“). Auf der anderen Seite die Fans, die sagten: „So nicht!“ Beide kämpften sechs lange Wochen öffentlich um ihre Positionen, wobei der Kampf auch die Fans zu einer „Nordtribünen-Familie“ (Jägers) zusammenführte. Diese Keimzelle für das spätere Fanprojekt ist der erste Grund, weshalb diese Auseinandersetzung in Krefelds Eishockey-Historie gehört. Grund zwei: der Stil des Kampfes, der nämlich vereinte statt entzweite.

Jägers: „Der Boykott eines Spieles wurde schnell verworfen, wir wollten dem Klub nicht schaden. Wir planten dann, unseren Protest mit einem Sketch auf dem Eis zu verdeutlichen.“ Um eine Eskalation zu vermeiden, bat „Ömmes“ Uli Urban um die Erlaubnis, in der Drittelpause auf dem Eis, vor allen Leuten gegen ihn protestieren zu dürfen. Und dessen Reaktion beeindruckte „Ömmes“ und die Fans. „Urban sagte: natürlich dürft ihr eure Meinung sagen. Und er blieb auch dann in der Halle, als wir ihn bitter veräppelten. Ich glaube, er amüsierte sich sogar.“ Vielleicht auch, weil ausgerechnet „Ömmes“ im Sketch den arg gescholtenen Urban geben durfte.

Der Rest ist Geschichte. Man einigte sich. Stanfield blieb doch noch ein Jahr, war als Verteidiger mit 84 Punkten in 36 Spielen Topscorer der Mannschaft, Fans und Vorstand schenkten ihm einen bewegenden Abschied in der Rheinlandhalle. Urbans Bilanz rückblickend: „Ich bin selber sehr hartnäckig, wenn dann einer noch hartnäckiger ist, dann muss man doch ein guter Verlierer sein.“ Was wohl auch nicht so schwer war, denn zum einen war Stanfield auch für Urban ein Stück KEV. Zum anderen, weil Vorstand und Fans nach dem Muskelspiel dichter denn je zusammenrückten. Oder, wie es „Ömmes“ Jägers sagt: „Seitdem sind wir Duzfreunde.“