Theater: Kleine Hexe, großes Flattern
Ja, ist denn schon Weihnachten? Muss wohl, denn die Laienspieler von Bayer proben ihr Märchen.
Krefeld. Figuren in blauen und grauen Flattergewändern huschen durch den Baytreff. Eine große Gestalt, in einen Mantel mit goldenen Spinnennetzen gehüllt, schreitet durch den Raum. Dann hallt ein Schuss. Des Bürgermeisters Zylinder fliegt durch die Luft.
Es ist wieder viel los bei den Proben der Laienspielgruppe Bayer Uerdingen. "Die kleine Hexe" kommt beim diesjährigen Weihnachtsmärchen groß raus. "Wenn es in den Supermärkten Christstollen zu kaufen gibt, ist auch unsere Probenzeit wieder gekommen", sagt Hermann-Josef Münker, der Ehrenvorsitzende der verspielten Truppe.
Seit Anfang September sind die Laienspieler an den Wochenenden mit Eifer und Einsatz auf der Bühne aktiv, auch wenn draußen die Sonne scheint. "Sie wollen rund 6500 Kindern im November und Dezember wieder eine Freude machen", sagt Münker. "Es ist unsere 56. Auflage eines Weihnachtsmärchens."
Eine eingespielte Schar steht auf der Bühne. Bei Versprechern und kleinen Missgeschicken während der Probe haben die Akteure miteinander viel Spaß. "Wer hat euch denn gedrillt?", fragt Regisseur Frank Crossey schmunzelnd, als die Schützen aufmarschieren und zeigt dann den strammen Schritt vor der Bühne. "So geht’s." Danach versucht er die 16 Leute auf der Bühne in Gruppen zu ordnen: "Ihr müsst mehr in die Mitte. Wenn der Vorhang aufgeht, seid Ihr sofort sichtbar."
Das Schützenfest ist eines der acht Bilder, der Hexentanz ein weiteres besonders wichtiges. Denn darum geht es im Märchen von Ottfried Preussler: "Die kleine Hexe" darf nur mit den anderen Hexen um den Blocksberg fliegen, wenn sie bis zur nächsten Walpurgisnacht eine gute Hexe ist. Nun müht sie sich ein Jahr lang, ausreichend gute Taten zu vollbringen, hilft armen Menschen, bestraft Bösewichte, rettet Tiere und findet neue Freunde. "Kinder lieben das Märchen", weiß Crossey. "Es ist flüssig geschrieben, und das Gute siegt."
Lars (9) steht mit seinen Geschwistern Janin (13) und Grit (6) schon zum wiederholten Mal auf der Bühne. Sie spielen sich selbst, also Kinder, die beim Maronimann, auf dem Markt und beim Schützenfest dabei sind. "Ich schwenke eine Fahne und fege um einen Baum herum", erzählt Lars stolz. Einen Satz darf er auch schon sagen: "Auf Wiedersehen" - und dann gehen alle ab.