Tier-Zahnarzt - Ein neues Lächeln für Anny
Wenn bei Hunden Zähne falsch stehen, kann eine feste Spange helfen. Jochen Krüger hat sich darauf als Tier-Zahnarzt spezialisiert.
Krefeld. Viele erinnern sich beim ersten Kuss nicht nur an Herzklopfen und schwitzige Hände, sondern auch eineinander verhakte Zahnspangen. Dieses für Menschen mitunter peinliche Szenario wird der sechs Monate jungen Springer-Spaniel-Dame Anny zwar erspart bleiben — eine feste Zahnspane tragen muss sie aber trotzdem.
Die Hündin leidet aufgrund eines verzögerten Milchzahnwechsels unter einer Fehlstellung der bleibenden Zähne. Damit diese wieder richtig wachsen können, hat Tierarzt Dr. Jochen Krüger vom Zentrum für Tierzahnheilkunde, Wüstrathstraße 10, eine feste Klammer verordnet.
„Die Milchzähne sind zeitgleich mit den bleibenden Zähnen gewachsen. Dadurch konnte sich der Backenzahn auf der linken Seite nicht an die richtige Position setzen“, erklärt der Tierarzt. „ Zum Glück müssen wir die Klammer aber nur auf die linke Seite setzen.“
Pünktlich betritt Anny am Operationstag mit Frauchen Patricia Verreet die geräumige Tierzahnheilpraxis. Der jungen Hündin ist keinerlei Aufregung anzumerken, noch ahnt sie nicht, dass sie nach der Behandlung einen Fremdkörper im Maul haben wird. Auch Annys Besitzerin ist die Ruhe selbst. „Ich habe noch drei Springer-Spaniel, eine von ihnen hat das Gleiche auch schon durchgemacht.“
Nach einer kurzen Voruntersuchung bekommt Anny ein Kurzzeitnarkotikum gespritzt, das sie innerhalb weniger Minuten schläfrig macht. Dann geht es auch schon ab in den OP-Raum.
Dort bekommt die kleine Hündin einen Maulspreitzer eingesetzt. Nach der Oberflächenpolierung der Zähne werden diese mit einer Säure angeraut, damit die Brackets später besser halten können. Anschließend wird ein Versiegler aufgetragen, der als Unterlage dient.
Mit einem grellblauen Licht wird der Kunststoff gehärtet. Auf den eigentlichen Übeltäter, den vorderen Backenzahn, setzt Dr.Krüger gleich drei Brackets. „Falls einer mal abgeht.“
Die kleinen Metallsteinchen auf Annys Zähnen könnten auch genauso gut bei uns Menschen aufgeklebt werden. „Die Brackets kommen aus der Humanmedizin, wir benutzen hier keine anderen“, sagt der Tierarzt. Nach dem Aufkleben der Brackets wird noch ein dünnes Gummi über die Steinchen gespannt.
Nach knapp 45 Minuten hat die Hündin alles überstanden und merkt schnell, dass es sich im Maul anders anfühlt als vorher. „Damit sie sich nicht ins Maul greifen kann, muss sie einen Tag einen Kragen tragen“ erklärt der Tierarzt. Das Knabbern an einem Knochen ist auch erst einmal verboten. „Dadurch würden sich die Brackets wieder lösen.“
Zwei Monate muss die Spaniel-Dame die feste Klammer tragen. Danach wird sie nicht nur wieder richtig gut zubeißen können, sondern auch das schönste Hundelächeln in der ganzen Nachbarschaft haben.