Und wo bleiben die Samba-Trommeln?
Wer Fußball guckt, braucht Fan-Artikel, ganz klar. Was wäre die Weltmeisterschaft-Grillparty ohne eine Hawaii-Kette in Deutschlandfarben um den Hals der Gäste? Das wäre wie Wurst ohne Senf. Oder die allseits beliebten Krachmacher, wie Ratsche oder Rassel.
Wie sollte denn ohne die lustigen Dinger Stimmung aufkommen? Unmöglich.
Denn eins tun wir alle - mit Ausnahme der pseudo-kritischen Spaßbremsen — in Zeiten von Welt- und Europameisterschaften: Flagge zeigen. In ganz großem Stil. Es wird eingekauft, bis die Tüte kracht, selbst das Auto wird zugepackt mit Trikolore. Deutschland, olé, die Wegwerfartikel machen es möglich.
Was dieser WM tatsächlich fehlt, ist ein typisch brasilianisches Pendant zur Vuvuzela. Die hatte der WM 2010 auf der ganzen Welt den südafrikanischen Stempel aufgedrückt. Eine brasilianische Fan-SambaTrommel sucht man in diesen Tagen allerdings vergeblich. Dabei wäre so etwas doch so praktisch um den Bauch zu schnallen.
Aber es gibt ja genug anderen Krims-Krams, der die Stimmung retten kann. Auf den Kopf zu schnallende Regenschirme, oder die Flagge für das Fahrrad.
Aber stimmt das? Braucht es eine Hawaii-Kette, um in WM-Stimmung zu kommen? Gegenfrage: wem nützt Lametta. Und wem die Ohrringe mit Osterhasenmotiv und wem der Radiergummi mit Spinnennetzen und Kürbisköpfen darauf. Es ist ein Nebeneffekt der Überflussgesellschaft, die Feste bis zum Äußersten auszuschmücken. Feste überhaupt auszuschmücken, scheint etwas Urmenschliches zu sein. Müssen geschmückte Fußball-Fans sich jetzt schlecht fühlen?
Nein. Hand auf’s Herz, das Public Viewing ohne Fahnenmeer würde kläglich aussehen. Den Hula-Rock gekauft oder nicht, davon wird die Wegwerfgesellschaft bis zum Anpfiff in zwei Wochen keine andere. Jetzt heißt es Trikots an und Ratschen Marsch. Weil es nämlich wirklich Spaß macht. Über das Wegwerfen wird später nachgedacht.