Unterwasserrugby: Atmen, tauchen, attackieren

Im Badezentrum trainierte die deutsche Nationalmannschaft im Unterwasserrugby, um sich auf die Europameisterschaft vorzubereiten.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Es ist ein Wettkampf mit der Luft, den die Wassersportler sich im Badezentrum Bockum liefern. Das Becken ist für normale Badebesucher an diesem Tag zur Hälfte abgesperrt. In bis zu 4,20 Meter Tiefe kämpfen die Mitglieder der deutschen Nationalmannschaft nicht gerade zimperlich um einen mit Salzwasser gefüllten Ball — Unterwasserrugby ist ein Vollkontaktkörpersport.

„Es geht schon ganz schön zur Sache“, sagt Lukas Tadda, der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Rote Striemen, geprellte Finger und zum Teil blaue Flecken bei den über 60 Spielerinnen und Spielern zeugen am Beckenrand vom harten Kampf um den Ball.

Dabei darf eigentlich immer nur ein Spieler direkt angegangen werden. „Nur der Spieler, der auch den Ball hat, darf angegriffen werden. Es gilt natürlich, dass keine Tritte und Schläge erlaubt sind“, so Tadda.

Der Ball muss von den jeweils sechs Spielern einer Mannschaft in den gegnerischen Korb unter Wasser gelegt werden. Dieser ist auf dem Grund des Hallenbodens in einem Gewinde verankert. „Ein gutes Spiel geht 1:0 aus“, sagt Tadda. Für zweimal 15 Minuten Spielzeit ist das nicht gerade ereignisreich.

Doch der Kampf unter Wasser ist enorm. Zwölf bis zwanzig Sekunden bleiben die Wassersportler in etwa unter Wasser, um sich zu orientieren, zu positionieren und einen Angriff einzuleiten. Immer wieder tauchen große Taucherflossen aus dem Wasser auf. Schnorchel, Badekappen und Ohrschützer sind ebenso häufig zu sehen.

Der Schiedsrichter beobachtet alles ganz genau unter Wasser — mit Hilfe eines Pressluftatmers kann der Unparteiische bequem lange unter Wasser bleiben, um die Spielsituationen zu werten. Gibt es ein Foul oder läuft die Zeit ab, ertönt von einer umgebauten Autohupe unter Wasser ein lautes Signal.

Konditionsstärke, Athletik und Zweikampfverhalten auf der einen und taktische Schulung auf der anderen Seite sind die prägenden Merkmale dieses Sports, der seit 1966 existiert und vor allem in den skandinavischen Ländern praktiziert wird. „Dänemark, Finnland, Schweden und Norwegen sind immer unsere größten Rivalen bei internationalen Turnieren“, sagt Tadda.

Die deutsche Herren-Nationalmannschaft ist amtierender Europameister und sucht bei dem Lehrgang in Bockum die 15 Spieler, die vom 24. bis 31. Mai in Krefeld bei der diesjährigen Europameisterschaft den Titel verteidigen sollen.

In Krefeld sind zudem die Junioren aktiv. „Wir führen die jüngeren Spieler langsam an die Seniorenklasse heran“, sagt Junioren-Trainer Torsten Stanschus. „Wichtig ist auch das Zusammenspiel zu koordinieren. Die meisten Spieler kennen sich zwar aus den Vereinen, haben aber hier noch nicht so oft zusammengespielt“, so Stanschus.

Da man den drei Kilogramm schweren Ball auch prellen und sich unter Wasser zuspielen kann, ist eine taktische Aufstellung umso wichtiger. „Dafür haben wir Taktiklehrgänge für diejenigen, die gerade nicht im Wasser sind“, erklärt der Junioren-Trainer.

Dann ist auch mal die Zeit vorhanden, um nach den anstrengenden Spielen kräftig durchzuatmen, bevor der Wettkampf unter Wasser wieder von neuem beginnt.