Urban Priol: Pointen wie Gewehrkugeln
Der „Randbayer mit fränkischem Migrationshintergrund“ Urban Priol begeistert im ausverkauften Seidenweberhaus.
Krefeld. Grandios, wie Urban Priol es immer wieder schafft die politische Situation auf den Punkt zu bringen. Andererseits aber auch beschämend, wenn er dem Publikum wieder einmal dessen Tatenlosigkeit vor Augen führt. Keinen Augenblick den man unkonzentriert sein darf, wenn man nichts verpassen möchte, denn seine Pointen kommen wie Gewehrkugeln und jede einzelne sitzt.
"Wen haben Sie gewählt?" "Die nicht!" Da bleibt für ihn nur die Frage, wieso die FDP 15 Prozent bekommen hat, wenn sie niemand gewählt hat. Dies sei die Partei der Zahnärzte, doch nun würde sie auch von Plomben und Zahnersatz gewählt.
Über drei Stunden Unterhaltung bietet der 48-jährige "Randbayer mit fränkischem Migrationshintergrund" den begeisterten Zuschauern im ausverkauften Seidenweberhaus. Und die bleiben auch brav sitzen, obwohl bis zur Pause sage und schreibe 90 Minuten vergehen.
Da ist der Wettlauf um die ersten Toilettenplätze vorprogrammiert. Er kennt und kritisiert sie alle von A wie Angela Merkel über K wie Kohl, den er nur "den Dicken" nennt bis Z wie Zumwinkel.
Doch besonders angetan hat es ihm die Kümmerin, das Ostgesteck, wie er eher wenig schmeichelhaft die Kanzlerin betitelt. Immer, wenn irgendwo eine Kamera angehe, stünde sie da, die "fleischgewordene Konzeptionslosigkeit". Wenn irgendwo wichtige Entscheidungen anstehen, passiert dies im Morgengrauen. "Eine Tageszeit die gut zu ihr passt."
Dann drängt sie sich in den Vordergrund, nachdem Udo Walz 20 Stunden an ihr herumgeschraubt hat. Überall Fotos von ihr vor der Wahl, ob in der Bunten oder in der Apothekenumschau "da fehlt nur noch, dass sie als Covergirl auf der Bäckerblume erscheint!"
Dauernd hing sie Barack Obama am Rockzipfel um ja keine Kameraeinstellung zu verpassen und ging ihm auf die Nerven vermutet er: "Get that woman out of my sight, she’s stalking me!" Doch auch Ulla Schmidt mit ihrer Dienstwagen-Affäre bleibt nicht unerwähnt. "Wenn die dem Dicken den Dienstwagen geklaut hätten, hätte er gleich Panzer geschickt!"
Als er Karl Theodor von und zu Guttenberg das erste Mal sah, fragte er sich, wieso Lothar Matthäus denn auf einmal eine Brille hat. Und wen er nur am Rande erwähnt, dem verpasst er wenigstens treffende Kosenamen: Schäuble die "Rolling Security", Müntefering der "Rhetorik-Taifun", Berlusconi der "Bonsai-Duce" und Sarkozy "der Gestauchte". Zu jedem fällt ihm etwas Treffendes ein, was stets vom zustimmenden Nicken der Besucher unterstützt wird.
Um nach Krefeld zu kommen hat er lange überlegt ob er die Bahn oder das Auto nimmt, wollte aber der Bahn nach der Medorn-Ära noch eine Chance geben, stellte jedoch fest, die Angestellten machten immer noch die gleichen Fehler, nur lächeln sie jetzt dabei.
Verändert hat sich jedoch die Situation bei den Banken, denn wenn man jetzt ein Konto eröffne müsse man erst einmal die Schufa-Auskunft der Bank einholen.
Dass die Rentensituation schlecht sei, das sehe man auch an Johannes Heesters, der mit 105 Jahren immer noch auf die Bühne muss, da er nicht richtig geklebt hat. "Da denke ich: Priol, pass auf, nicht dass dich am Ende Simone Rethel noch pflegt." Die Musik sei früher besser gewesen, meint Priol.
Egal ob Juli, Silbermond, Rosenstolz, alles Depri-Pop. Aber dass auch Pur wieder da ist, dass sei ganz furchtbar, denn "wer Pur hört, der kratzt auch tote Tiere von der Autobahn." Auch Jeans waren früher besser. Heute bezahle man 250 Euro für eine Designer-Jeans, die aussehe als habe man sie zwei Monate lang beim Ölwechsel angehabt und dann sei sie auch noch im Schritt gesandstrahlt. Da könne man von Glück reden, dass dies vor dem Anziehen passiert sei.