Verständigung der Kulturen

1000 Besucher beim Tag des christlich-islamischen Dialogs im Seidenweberhaus.

Foto: D. Jochmann

Krefeld. „Insha’Allah”, der liebe Gott hat etwas gegen die Himmelsleiter. Ein riesiger Autokran auf dem Theaterplatz steht für sportliche Christen und Muslime bereit. Nur mit gegenseitiger Hilfe sind die schwankenden Stufen hinauf bis auf rund zehn Meter Höhe für die Himmelsstürmer zu bewältigen. Der Dialog vor dem Seidenweberhaus fällt allerdings dem Regen am Samstag zum Opfer.

Aber die vielen weißen Luftballons mit den Wunschkarten fliegen in den grauen Himmel. Einer davon gehört der zehnjährigen Tuba Ucel. Sie druckst ein wenig bei der Frage nach ihrem Wunsch. Dieser ist eher profan. Ganz leise flüstert sie: „Ich wünsche mir ein kleines Kätzchen.“ Tuba besucht oft die Fatih-Moschee an der Saumstraße. Da wird Allah wohl ein Einsehen mit ihrem Wunsch haben.

Im großen Saal des Seidenweberhauses fliegen die Gedanken und Ideen. Rund 800 Menschen, Christen, Moslems, anders- oder gar nicht Gläubige verfolgen, was sieben Hochkaräter aus Kirchen, Wissenschaft und Kunst zur Frage „Wie hältst Du‘s mit der Religion?“ zu sagen haben. Die Bälle spielt ihnen dabei Asli Sevendim („Aktuelle Stunde“, WDR-Fernsehen) zu.

Es ist eine landes- und bundesweite Premiere, für die Krefeld der Gastgeber ist. Weit mehr als 1000 Besucher und Akteure nehmen am „Tag des christlich-islamischen Dialogs“ teil. In 60 Veranstaltungen im Seidenweberhaus, in Kirchen und Moscheen, an über 30 Informationsständen spiegelt sich der Stand des Dialogs zwischen den beiden Religionsgemeinschaften.

„Wir haben für diesen Tag zwei Jahre Vorbereitung gebraucht. Dabei hat es viele Stolpersteine und viele gute Erlebnisse gegeben. Krefeld zeigt: Vielfalt ist möglich, sie funktioniert“, sagt Dunya Adigüzel von Milli Görus.

Thomas Lemmen, Geschäftsführer der veranstaltenden Christlich-Islamischen Gesellschaft (CIG), will nicht ausschließen, dass es diesen Dialog auch bundesweit geben könnte. „Aber dafür brauchen wir die Politik und nicht zuletzt auch Geld.“ Alleine mit Herzblut sei das nicht zu machen. CIG-Vorsitzender Wilhelm Sabri Hoffmann lobt Krefeld: „Wir sind auf großes Entgegenkommen der Stadt und der türkischen Union gestoßen. Der liberale Geist der Stadt war für uns deutlich spürbar.“

Zu den Initiativen, die sich vorstellten, gehört auch der „Trägerkreis Fußballturnier der Religionen“. Er organisiert ein Turnier, bei dem Pfarrer und Imame miteinander spielen und ein jüdischer Schiedsrichter pfeift. Seit 2013 sind sie Träger des Integrationspreises des Deutschen Fußball-Bundes.

Oberbürgermeister Gregor Kathstede erhofft sich von diesem Tag „Brücken, damit die Barrieren aus Unwissenheit und natürlicher Skepsis gegenüber dem Unbekannten überwunden werden können“. Es sei ein wunderbares Signal der Verständigung.