Reise Weltumsegler aus Krefeld zieht es nach Indonesien

Der Krefelder Andreas Franke wird in Indonesien sesshaft und hat seine Wohnung in Krefeld jetzt aufgegeben.

Foto: Franke

Krefeld. Seine Wohnung hat er vor wenigen Tagen ausgeräumt und an den Nachmieter übergeben. Nach drei Jahren auf großer Tour wird Andreas Franke sesshaft. „Ich habe mich entschieden. Ich bleibe in Indonesien“, sagt der Weltumsegler, der sich mit dem Segeltörn, der ihn auch dorthin führte, einen Lebenstraum erfüllt hat.

Sein Freund, der ihn bei der Reise begleitet hatte, ist längst in seinem hiesigen Leben wieder angekommen. Franke hingegen will zweimal im Jahr seinen Sohn in München und seine Freunde am Niederrhein besuchen. Und er weiß auch schon, was er in Indonesien tun will.

Inzwischen hat er dort zwei Wohnungen. Eine auf Bali und eine auf der Insel Ternate, die zu den Nordmalukken zählt. Diesen Standort will er nicht mehr lange behalten. „Ich will wechseln. Nach Morotai.“ Diese Insel ist in den späten 70er-Jahren kurz in die Schlagzeilen geraten, als dort ein Soldat der Kaiserlichen Japanischen Armee entdeckt wurde, der das Ende des Krieges für eine Finte des Gegners gehalten und sich die ganze Zeit versteckt hatte.

Andreas Franke hat sich verliebt, zunächst in das Land inzwischen auch in eine Frau, die er dort kennengelernt hat. Sein Boot, die Elessar, hat er im vergangenen Jahr in Singapur verkauft. „Inzwischen bin ich mit dem Motorrad oder bei längeren Strecken mit dem Flugzeug unterwegs“, erzählt er. Morotai ist laut Franke eine wunderschöne einsame Insel vor der Nordostküste Halmaheras, dem Anbau-Zentrum der Muskatnuss. Noch gebe es auf Morotai keinen Tourismus.

„Die indonesische Regierung will zehn neue Tourismusziele aufbauen, Morotai ist eins davon“, sagt Franke. So sei er zum ersten Mal dorthin gereist, weil Regierungsvertreter die Meinung des Weltumseglers zu dem dortigen Hafen und der Insel wissen wollten. Seine Meinung ist gefragt: „Als Highlight des Besuchs habe ich vor 200 Leuten inklusive Regierungsmitarbeitern über nachhaltigen Tourismus in Indonesien gesprochen.“ Dabei greift Franke im Hinblick auf Umweltschutz auf Bewährtes aus Deutschland zurück. „Mit Mülltrennung, Bio-Gasanlagen und mehr sind vor allem die drohenden Müll-Probleme in den Griff zu kriegen.“

Auf Morotai gebe es noch unberührte Natur. „Mein absolutes Highlight ist Aru — kein Strom, kein Handy-Netz, aber ein Traum von einer Bucht! Ein kleiner Fluss mündet hier, in dem man schwimmen kann“, erzählt Franke. In der Stadt Morotai gebe es eine kleine Uni, an der Englisch unterrichtet werde. Die Studenten würden gerne als Fremdenführer arbeiten und Kontakte in den Westen knüpfen.

Naturnahe Reisen dorthin anzubieten, ist Frankes Traum. Kontakt zu zwei deutschen Reiseunternehmen habe er bereits aufgenommen: „Sie sind interessiert.“ Zum Surfen sei das Gebiet rund um die vorgelagerten, teils einsamen und unbewohnten Inseln nicht. „Es ist aber ein Paradies zum Schnorcheln und Fischen“, betont Franke. Und Morotai biete sich zum Wandern an.

Für ein weiteres Projekt sucht der 62-Jährige Wahl-Indonesier noch Partner in Deutschland. Eine Freundin aus Flores hatte ihn im vergangenen Jahr auf Bali auf die besonderen Ikat-Webereien aus Nagekeo auf Flores aufmerksam gemacht.

Die Frauen des Dorfes weben etwa 200 mal 140 Zentimeter große Ikat-Schals, in deren Muster viele kleine Motive eingearbeitet werden. „Zwei Monate brauchen die Frauen deshalb für einen der sehr aufwendigen Schals“, berichtet Franke. Die Dorfbewohner sind sehr arm. Mit der Fertigung von Ikat-Schals könnten sie zumindest ihren Lebensunterhalt bestreiten. Franke: „Doch bislang sind die Webereien nirgendwo zu kaufen, weil keiner die Frauen unterstützt.“

Franke möchte das ändern. Drei Tage war er Ende des vergangenen Jahres in dem Dorf zu Besuch. „Das waren drei sehr ereignisreiche, lustige, aber auch produktive Tage“, erinnert er sich. Als langjähriger Pressesprecher einer Krankenkasse in Krefeld kennt Franke sich mit Kommunikation und Marketing aus. „Wir haben viele Fotos gemacht, ein kurzes Video als Werbung gedreht und inzwischen ist auch eine Webseite erstellt worden.“

Die Frauen des Dorfes haben eine kleine Kooperative gegründet: die Wina Ghoe Sama. Das bedeutet in der dortigen Landessprache so viel wie „Wir Frauen arbeiten zusammen“. Inzwischen könne man die wunderschönen kleinen Schals in den Grundfarben Schwarz und Gelb schon übers Internet erwerben, berichtet Andreas Franke. Mit Fairtrade-Firmen in Deutschland verhandele er gerade.

Auch bei diesem Projekt steht für den ehemaligen Krefelder Nachhaltigkeit im Vordergrund. Zehn Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf sollen in eine kleine Ausbildungsstätte für Ikat-Webereien fließen. Für Mädchen gebe es in Nagekeo bislang kaum Ausbildungsmöglichkeiten. Auch das will Franke ändern. „Ich bin der Meinung, wir müssen den armen Ländern auch etwas zurückgeben.“ Sein Engagement koste ihn fast nichts — und mache ihm sogar noch richtig Spaß.