Wenn Essen krank macht

Mediothek und Frauenberatung starten zum Thema Essstörungen eine Kooperation.

Krefeld. Täglich prasseln manipulierte Bilder auf uns ein. „Die am Computer gefakten Aufnahmen von Models und Stars prägen in Medien und Werbung unser Verständnis von Schönheit und Ästhetik“, sagt Christiane Vogelsang von der Frauenberatung Krefeld. „Sich dem zu entziehen, ist sehr schwer und setzt eine starke Persönlichkeit voraus“.

Die Mädchen, die mit Essstörungen zu ihr in die Frauenberatungsstelle kommen, seien hingegen schwach und verunsichert. „Sie vergleichen ihren Körper ständig mit dem vermittelten Idealbild und erleben sich selber als unvollkommen“, berichtet Christiane Vogelsang.

Einen authentischen Einblick in die Gefühlswelt von Jugendlichen mit Essstörungen, Depressionen und Psychosen vermittelt ein Buch mit dem Titel „Das Eismeer in mir“. 1200 Frei-Exemplare warten jetzt allein in Krefeld auf ihre Leser. Insgesamt haben Sven Engelbergs von der Ergo Lebensversicherung und der Verein Child’s Horizon 3000 Bücher gespendet, die auch im Kreis Viersen verteilt werden.

Engelbergs hat das Buch „schon allein beim Durchblättern schockiert“. Da in unserer Gesellschaft über psychosomatische Krankheiten eher geschwiegen als gesprochen werde, entstand die Idee, „Das Eismeer in mir“ als Spende der Mediothek zu überreichen, sagt Engelbergs. „Lesen bildet und stärkt die Persönlichkeit.“

Mediotheksleiter Helmut Schroers musste das Thema Bulimie bereits in seinem engsten Freundeskreis erfahren und kennt daher die Bandbreite dieser Krankheit. In der Mediothek gebe es viele Bücher zu dem Themenkreis Essstörung, sagt er. „Hier bietet sich allen Interessierten ein sanfter Einstieg in das Thema, und dazu noch anonym.“

Die Frauenberatungsstelle erhält als „idealer Partner“ den Großteil der Bücherspende. Mit Beratung, Therapie aber vor allem Prävention kennt sich Leiterin Christiane Vogelsang aus. Sie möchte das Buch in Workshops und Informationsveranstaltungen an Mädchen und ihre Angehörigen, an Schülerinnen und Lehrer verteilen.

Essstörungen kennt viele Formen: Ob Anorexie (Magersucht), Bulimie (Esssucht mit Erbrechen) oder Adipositas (Fettsucht) — stets verliert das Essen seine Funktion als reine Nahrungsaufnahme und nimmt Suchtcharakter an.

Vogelsang: „Bei den Betroffenen herrscht große seelische Not“. Anorexie sei unter allen psychosomatischen Erkrankungen die mit der höchsten Todesfolge.