Willi Münstermann und die Geburtsstunde des Eissports

Willi Münstermann war der Wegbereiter des Eissports in der Samt- und Seidenstadt.

Krefeld. Im Frühjahr 1936 wurde der in Düsseldorf geborene Großhandels-Kaufmann Willi Münstermann auf der Tribüne des neu errichteten Düsseldorfer Eisstadions an der Brehmstraße vom Eissport-Bazillus gepackt. Die Idee mit Eishockey und Eiskunstlauf vor Tausenden von begeisterten Zuschauern faszinierte ihn: „Warum soll dies nicht auch in Krefeld möglich sein?“

Willi Münstermann nahm schon am nächsten Tag Verhandlungen mit der Stadt auf. Er wollte ein neben seiner Firma liegendes Gelände auf der Hindenburgstraße (später Westparkstraße) anmieten, um dort eine Eishalle zu bauen. Die notwendige Kühlung sollte aus den Kühlhäusern der Firma Münstermann kommen.

Die Stadtväter ließen sich überzeugen und gaben ihm die Zusage zu einer Anpachtung des Geländes für 50 Jahre. Danach wollte die Stadt das Grundstück nebst darauf errichteten Gebäuden zurückhaben. Am 27. Juni 1936 war der Vertrag perfekt, es wurde mit dem Bau einer Eisfläche nebst notwendiger Kältezufuhr aus den Münstermannschen Kühlhäusern mit dem Architekten Paul A. Kessler begonnen.

Bereits am 7. November 1936 wollte Münstermann die zehnte Kunsteisbahn Deutschlands im Hindenburg-Stadion eröffnen. Er wusste auch, wie er den Krefeldern sein „Baby“ schmackhaft machen konnte.

„Kanada ist das Mutterland des Eishockeys. Ich brauche so viele deutschstämmige Kanadier, dass ich eine spielstarke Mannschaft stellen kann“, beauftragte er seinen Stadionverwalter und Eishockeytrainer Valentin „Bobby“ Hoffinger aus Kanada mit der Suche.

Und Hoffinger fand in Kanada ein Dutzend junger Kufencracks, die gemäß den Satzungen des Eissportverbandes in Krefeld spielen durften. Spieler wie Pete Prediger, Jack Ring, Benny Klotz, Henry Schulz und Frank Schwinghammer erfüllten alle Anforderungen.

Münstermann, der 1982 verstarb, fand aber auch den Weg zu jungen Krefeldern — Rollhockeyspieler wurde ebenso angeworben wie die Schuljugend. So spielten neben den German Canadiens auch Krefelder im Hindenburg-Stadion. Stolz war Münstermann darüber, dass Sohn Hans-Werner, der auch Nationalspieler wurde, zu den bekanntesten Eishockeycracks dieser Zeit gehörte.

Es waren die Geburtsstunden des Krefelder Eissports, der sich in der Samt- und Seidenstadt auch nach 75 Jahren großer Beliebtheit erfreut. Zum Eissport gehört auch der Eiskunstlauf. Weltmeisterin Cecilia Colledge und das Eiskunstlauf-Paar Herber/Bayer wurden engagiert.

So wirkten die Eröffnungsfeier am 7. November und viele weitere Veranstaltungen wie ein Magnet und lockten 1936/37 über 100 000 Krefelder. Stadtdirektor Erdmann ließ sich zum Vorsitzenden des neu gegründeten Krefelder EV wählen, ehe Münstermann wenig später für die nächsten Jahrzehnte den Vorsitz übernahm.

Und er überraschte nicht nur mit Eis und Kälte. Im Sommer 1937 ließ er die Eisfläche in ein Schwimmstadion umwandeln, holte dafür viele Lkw mit Sand von der Nordsee und schenkte Krefeldern einen Strand.