Zoo: Affenstarke Geburtstagskinder
Bally, Charly, Tumba und Boma gehören mit ihren 40 Jahren zu den fidelen Senioren im Zoo.
Krefeld. Sicherlich steht Gorilladame Muna mit ihrem Nachwuchs zurzeit im Mittelpunkt. Doch im Krefelder Zoo gibt es im Jubiläumsjahr auch noch andere Geburtstagskinder.
Charly ist ein Wildfang aus Sierra Leone. 1974 kam er im Alter von einem Jahr nach Krefeld. Der Zoo brauchte dringend einen zweiten Schimpansenmann und wurde in einer Gelsenkirchener Tierhandlung fündig. Heute wäre so etwas undenkbar.
Anfangs machte Charly seinen Pflegern viel Kummer, er war oft krank. Heute gehört er mit seinen 40 Jahren zu den fidelen Senioren unter den Schimpansen. Charly hat keine Chef-Allüren. „Er ist einfach keine Führungspersönlichkeit“, sagt Tierpfleger Klaus Reymer. Für eine kurze Zeit musste Charly die Rolle des Anführers übernehmen. „Da machte jeder Affe, wonach ihm der Sinn stand“, erinnert sich Reymer. Als Limbo erwachsen wurde, gab Charly die lästige Aufgabe gleich an ihn ab.
Charly ist übrigens der Schimpanse, der gerne mit Fäkalien um sich wirft. Warum er das tut, sei hier verraten. Auch Affen brauchen mal ihre Ruhe und möchten nicht pausenlos von Menschen beäugt werden. Anfangs versuchte Charly, die Plagegeister vor seinem Gehege mit Plastikkanistern und Stöcken zu verjagen. Doch die Menschen fanden das lustig und warfen die Dinge zurück. Bis Charly die „Biowaffe“ in die Hände bekam. Er schmiss Kot in die Menge und stellte vergnügt fest, dass die Störenfriede davonliefen. Seitdem weiß Charly, wie er sich Ruhe verschaffen kann.
Auch Bally gehört mit ihren vier Jahrzehnten an Lebensjahren zu den Jubilaren im Zoo. Der Wildfang aus Sierra Leone lebt seit Eröffnung des Affentropenhauses 1975 in Krefeld. Anfangs war Bally oft erkältet. Ihr fehlten die nötigen Abwehrstoffe. Aber mit der Zeit gewöhnte sie sich an das hiesige Klima.
Während andere Schimpansen typisch für ihre Art eher extrovertiert, laut und etwas schrill sind, hat Bally ein freundliches, nettes Wesen. „Bally ist bei allen beliebt“, weiß Tierpfleger Klaus Reymer. Sellerie und Salat sind nicht gerade Ballys kulinarische Favoriten. Aber hart gekochte Eier liebt sie über alles. Die stehen leider nur ein- bis zweimal pro Woche auf dem Speiseplan.
Die beiden Gorilla-Damen Boma und Tumba gehören zu den letzten Wildfängen, die illegal aus Afrika kamen. Sie waren an Bord eines Frachters, der von den Behörden vor der englischen Küste beschlagnahmt wurde. „Die wollte ein unseriöser Händler teuer verkaufen“, sagt Tierpfleger Klaus Reymer. „Aber dann wurden sie zum Glück dem Zoo Krefeld zugewiesen.“
Glücklich war sicher auch Massa über den unverhofften Neuzugang. Bis dahin lebte der „sanfte Riese“ nämlich alleine. „Gleich zwei nette Gorillamädels kriegt man auch nicht alle Tage’“, dachte sich Massa vermutlich. Insgeheim wurde die große Boma mit ihrem glänzenden Fell seine Favoritin. Mit weiblicher Intuition sagte das Alpha-Weibchen dem Silberrücken, wo es langging.
Tumba gehört bis heute eher zu den ruhigen Vertreterinnen ihrer Art. „Sie ist auch ein wenig verfressen“, verrät Klaus Reymer. Im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms hatten Boma und Tumba gemeinsam mit Massa sieben prächtige Kinder. Für den Nachwuchs wurden Plätze in weltweit anerkannten Zoos gefunden.
Klaus Reymer denkt gerne an die alten Zeiten zurück. „Mit diesem Gorilla-Trio waren wir zeitweise der erfolgreichste Zoo in ganz Deutschland.“ Heute gehören Boma und Tumba zur Seniorengruppe im Affentropenhaus.