St. Martin Zwischen Weckmann und Mundart
Krefeld. Am Martinstag hatte die Mediothek mit dem Arbeitskreis Mundart zum „Ze Mäerte för Jruote“ (St. Martin für Erwachsene) eingeladen. Alle früheren Mundartdichter haben Martinsgedichte und -lieder geschaffen, vor allem Willy Hermes und Theo Mülders.
Letzterer schuf das Lied „Schimmel, hüh …“. Da heißt es schon in der ersten Strophe: „Schimmel, hüh - kiek op Sie -, wir jont stell mötüewer. Sägg bluos vör Ze Mäerte nix, däm send Kenger liewer.“ Es war schon damals den Erwachsenen klar, wir sind nur Zaungäste bei diesem Kinderfest. Aber sich fröhlich an die eigene Kinderzeit erinnern, das darf man doch.
Und so hörten fast hundert Krefelder die Geschichten von der Mantelteilung und dem Weckmann. Das Leitmotiv „Tröte, Zimm on Fackelzog“ bezieht sich auf eine Erzählung, ebenfalls von Theo Mülders. Es wird berichtet von einem Martinszug, bei dem ein im fernen Amerika Wohnender aushilft.
Es ist der Bruder William, der seinem Bruder Julius zu Liebe während eines Krefeld-Aufenthalts in der Kapelle die Trommel schlägt. „Twie Stond es dä Trommschläejer-Uthölp dur die Strooete jestalpt. On be jeddes Kiehr „Bumm“ hät dä en Stöck Amerika henger sech jeloete.“
Die Besucher, die natürlich auch einen Weckmann bekamen, konnten nicht genug bekommen und erfreuten sich an den Liedern ihrer Kindheit. Und in den Geschichten ging es um „düere Fackele“ (teure Fackeln), Püfferkes on „Min Röb“ (Meine Rübe), die kurz vorher noch im Kempener Feld gestanden hatte. Jetzt war sie ausgehöhlt, mit Fratzen verziert und einer Kerze und präsentierte sich stolz im Martinszug.
Aber auch „moderne“ Martinsgeschichten hörte man. Kurt Hausmann hatte eine aufgeschrieben unter dem Titel „Wie mech Ze Mäerte bejeäjend es“ (Wie mir St. Martin begegnet ist). Er war in Kriegsgefangenschaft geraten und fror erbärmlich.
Das sah ein farbiger amerikanischer Soldat, rief ihn zu sich und schenkte ihm einen langen warmen Mantel. Hausmann zitiert: „Mech es mine Ze Mäerte bejeäjend, mine Ze Mäerte wor schwatt“. Nach anderteinhalb Stunden gingen die Besucher fröhlich gestimmt nach Hause und sagten beim Abschied allesamt: „Ach, wat wor dat wier schüen!“