Ist Mirco erdrosselt worden?
Erneuter Polizei-Einsatz in Grefrath. Beamte suchen nach der möglichen Tatwaffe.
Grefrath. Erneuter Großeinsatz in Sachen Mirco: Rund 80 Polizeibeamte einer technischen Einsatzeinheit durchkämmten gestern ein Gelände in der Nähe des Tatortes. Weder Polizei noch Staatsanwaltschaft wollten allerdings Angaben machen, welchem Zweck der Einsatz diente. Oberstaatsanwalt Dieter Menden: „Wir suchen etwas im Zusammenhang mit dem Fall Mirco. Weitere Angaben machen wir nicht.“
Nach Informationen unserer Zeitung aus Ermittlerkreisen galt der Polizei-Einsatz der Suche nach einer möglichen Tatwaffe. Der mutmaßliche Täter Olaf H. soll bei einer erneuten Vernehmung ausgesagt haben, wie er Mirco getötet hat. Staatsanwaltschaftssprecher Menden wollte dies nicht bestätigen: „Dazu sagen wir aus ermittlungstaktischen Gründen nichts.“
Mit demselben Satz kommentierte Menden die Information unserer Zeitung, dass die Beamten bei ihrer Suche unter anderem ein Stück Strohballenband sorgsam aufgelesen und in eine Plastiktüte verpackt hatten.
Doch warum sammeln die Beamten ein Stück Kordel ein, wie es überall in der Landwirtschaft beim maschinellen Verarbeiten von Strohballen zuhauf anfällt? Eine nahe liegende Erklärung: Ein solches Band kann zum Strangulieren oder Erdrosseln eines Menschen missbraucht werden. Suchen die Beamten also ein Erdrosselungswerkzeug? Hat Olaf H. den kleinen Mirco demnach möglicherweise erdrosselt? Oberstaatsanwalt Menden sagt nur: „Kein Kommentar.“
Menden will auch keinerlei Aussagen zum Ergebnis der Obduktion des Leichnams von Mirco machen. Insbesondere darüber nicht, ob die Gerichtsmediziner möglicherweise noch Erdrosselungsspuren am Kehlkopf des Jungen gefunden haben.
Ein renommierter Gerichtsmediziner erklärte allerdings gegenüber unserer Zeitung, dass der Fund von gerichtlich verwertbaren Spuren an Mircos Leiche relativ unwahrscheinlich sei: „Die Leiche soll ja längere Zeit in einem Waldstück gelegen haben. Ich persönlich glaube nicht, dass nach der langen Liegezeit der Leiche Spuren einer Erdrosselung zweifelsfrei nachzuweisen wären.“
Mircos Leiche hatte fast fünf Monate in einem Waldstück bei Grefrath gelegen. Polizei und Staatsanwaltschaft scheinen also bei der Ermittlung von Mircos Todesursache letztlich auf die Aussagen von Olaf H. angewiesen zu sein. Doch der hat nachweislich schon mehrfach gelogen — vor allem über sein angebliches Tatmotiv „beruflicher Stress“.