Breuer freut sich über Erfolg, Geerlings zürnt mit Röttgen
Reiner Breuer gewinnt mit nur 274 Stimmen Vorsprung. Geerlings zeigt sich „zornig über die obersten Strategen“.
Neuss. Der Tag danach sah in Neuss einen müden, strahlenden Überraschungssieger und einen klaren, zornigen Verlierer. Dass Reiner Breuer (SPD) seinen Kontrahenten Jörg Geerlings (CDU) in der CDU-Hochburg Neuss schlagen würde, dass die SPD auch bei den Zweitstimmen mit einem Vorsprung von 2,8 Prozentpunkten der CDU davonziehen könnte, schien unvorstellbar. „Ein riesiger Erfolg für uns als Partei — und sicher auch für mich persönlich“, meinte Breuer gestern Mittag.
Gefeiert hatte er nach der Zitterpartie, die um 21.20 Uhr endete, in der Alten Post und dann noch auf der Party der Landespartei im Düsseldorfer Medienhafen bis tief in die Nacht. Gestern erreichte ihn zwischen zahlreichen Telefonaten auch der Gratulationsanruf von Jörg Geerlings.
Der muss nach nur zwei Jahren im Landtag völlig überraschend Abschied von der Landespolitik nehmen. Mehr als 14 Prozentpunkte hatten ihn 2010 vom damaligen SPD-Kandidaten bei den Erststimmen getrennt, nun liegt er mit genau 274 Stimmen zurück.
Geerlings zeigte sich enttäuscht und ärgerlich zugleich. „Ja, ich bin zornig über das, was die obersten Strategen fabriziert haben. Namentlich Norbert Röttgen.“ Nach dem Absturz in den Umfragewerten sei erkennbar geworden, dass es eng werden könnte. „Dann kam für mich der K.o. — von oben durch Norbert Röttgen und von unten durch Hermann-Josef Verfürth.“
Der bekannte Holzheimer FDP-Kandidat hatte 5500 Erststimmen geholt. Geerlings tröstet sich: Immerhin liege er noch über dem Landestrend. Das ist Auslegungssache. Bei den Zweitstimmen verlor die CDU in Neuss jedenfalls deutlich mehr als im Landesschnitt — und liegt im Ergebnis noch kapp 4 Prozentpunkte über dem Röttgen-Ergebnis. Durch seinen Personenwahlkampf, so Geerlings, habe er wohl Schlimmeres in Neuss verhüten können.
Über weitere politische Ambitionen, etwa in Hinblick auf die Bürgermeisterwahl 2015, mag der CDU-Vorsitzende an diesem Tag nicht sprechen. „Über die Bürgermeisterwahl mache ich mir heute wirklich keine Gedanken. Gestern hatten wir die Landtagswahl. “
22 Jahre liegt ein SPD-Sieg in Neuss zurück. Friedhelm Farthmann (81), politisches Urgestein, holte damals zum zweiten Mal hintereinander den Neusser Wahlkreis direkt. Gestern freute er sich in Bad Rothenfelde über den Erfolg der SPD — auch in Neuss. „Ich kenne den Reiner Breuer, ich habe beobachtet, wie er gekämpft hat. Das ist jetzt ein echter Durchbruch in Neuss.“