Sportklub als Fixpunkt fürs Dorf
WZ-Serie "Mittendrin - Vereine in Meerbusch": Der TuS und Vorsitzender Peters sind in Bösinghoven allgegenwärtig.
Bösinghoven. Wenn ein Verein in einem Dorf mit 2350 Einwohnern 1350 Mitglieder aufweist, dann ist das außergewöhnlich. Wenn der Vorsitzende dieses Vereins seit 34 Jahren im Vorstand ist, kann man zudem davon ausgehen, dass die Mitglieder mit der Klubspitze ziemlich zufrieden sind. Beides trifft auf den TuS Bösinghoven zu. Er ist mehr als ein Sportverein.
Vor 46 Jahren von 39 Hobbykickern als Fußballklub gegründet, hat sich der TuS enorm entwickelt. Abteilungen wie Gymnastik, Tischtennis, Badminton oder Volleyball und zuletzt Schach sind dazugekommen, der 1985 erstmals organisierte Volkslauf gewinnt schnell Kultstatus. Der Klub ist längst wichtiger Bestandteil, wenn nicht gar ein Fixpunkt im gesellschaftlichen Leben des kleinen Stadtteils.
Das hängt vor allem mit der Übernahme der Alten Schule im Jahr 2002 zusammen. "Das war der wichtigste strategische Zug, den wir in unserer Vereinsgeschichte getätigt haben. Seitdem verfügen wir über eigene Räume und sind unabhängig", sagt Vorsitzender Johannes Peters.
In den Jahren zuvor hatten die Mitglieder in Eigenleistung sämtliche Räume saniert, 40 000 Euro investiert. "Der damalige Stadtdirektor Thomas Uhling hat mich regelrecht in diese Richtung gedrängt, die Stadt hätte das Gebäude andernfalls verkloppt", berichtet Peters von den fast fünf Jahre andauernden Verhandlungen. Und: "Nicht jeder im Verein fand diese Idee gut. Viele hatten Angst, diese Last sei nicht zu schultern."
Inzwischen sind die Skeptiker überzeugt. Und der TuS kann teilen: "Auch Schützenverein oder Feuerwehr nutzen die Räume", betont der Vorsitzende.
Ein Paradebeispiel für eine gelungene Kooperation sei die Neugestaltung des Vorplatzes der Alten Schule unter Federführung des Bürgervereins gewesen. Auch bei der Teilnahme am Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" hätten alle Vereine im Ort an einem Strang gezogen.
Dass der TuS Bösinghoven gute Arbeit leistet, wird auch überregional honoriert. Der TuS war 2002 der erste Sportverein im Rhein-Kreis Neuss, der vom Olympischen Sportbund das Gütesiegel "Sport pro Gesundheit" erhielt. 2004 zeichnete ihn der Landessportbund als "zukunftsfähigen Sportverein" aus. Zuvor wurden das Vereinsinnenleben unter die Lupe genommen, Angebotsstruktur und Leitbild. In allen Bereichen erhielt der TuS Bestnoten.
Patrick Krause war im Vorjahr der erste, der in dem Sportverein ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvierte. Jonathan Weyel ist sein Nachfolger. "Auch das macht nicht jeder Klub unserer Größe", betont Peters. Die jungen FJSler gehen unter anderem in Kindergärten, um mit den Kleinen Sport zu treiben.
Mit der Eröffnung des Kunstrasenplatzes 2005 begann eine beispiellose Erfolgsgeschichte der Fußballer, die den TuS innerhalb von drei Jahren von der Kreisliga B in die Landesliga katapultierte.
Kult-Zweitligist Fortuna Düsseldorf schaut inzwischen regelmäßig zu Testspielen am Windmühlenweg vorbei, die Ex-Fortunen Axel Lawareé und Robert Palikuca spielen sogar im Trikot der Schwarz-Gelben - und zahlen Beitrag wie andere Mitglieder auch, versichert Peters.
"Wir sind nicht der FC Bayern der Landesliga, das ist alles dummes Gerede. Bei uns wird einfach nur mit Augenmaß und viel Hingabe gearbeitet", sagt Peters.