Bergische Marktführer (38): Alles auf Lager - und der Nachschub ist im Fluss

BSS Bohnenberg: Firma von der Ahrstraße hat europaweit einen Namen als Logistik-Experte — auch beim Drogisten Rossmann.

Solingen. 14 Jahre in Folge wuchs der Umsatz zweistellig. 2011 überschritt er erstmals die Fünf-Milliarden-Euro-Grenze. Die Anzahl der bisher 1612 Filialen soll allein im laufenden Jahr um 110 neue wachsen. Diese Zahlen stehen für den imposanten Expansionskurs der Drogeriemarkt-Kette Rossmann. Dass die 17 500 verschiedenen Artikel ihres Programms die Märkte reibungslos erreichen, dafür sorgt die Solinger Firma BSS Bohnenberg GmbH.

Das Unternehmen zählt europaweit zu den führenden Spezialisten für optimalen Materialfluss. „Das Zentrallager von Rossmann — das größte der Drogeriebranche — liegt zwischen Halle und Leipzig in Landsberg/Saale. An diesem Standort, wo fast 1000 Leute arbeiten, sind wir Generalunternehmer für die gesamte Logistik“, betont Martin Gräb. Der 46-jährige Geschäftsführer verantwortet bei BSS den Vertrieb und die Kundenbetreuung.

Von 2010 bis 2013 wurden und werden in Landsberg insgesamt elf Millionen Euro in Erweiterungsmaßnahmen gesteckt. In dem Gebäudekomplex wird das Paletten-Hochregallager um drei Gassen von 37 000 auf 50 000 Stellplätze erweitert. Die Kommissionierung, sprich die Zusammenstellung der von den Filialen bestellten Artikel, erfolgt mit BSS-Technik im Automatischen Kleinteilelager. Zwischen seinen 18 Meter hohen Regalen greifen in 17 Gassen Regalbediengeräte auf 140 000 jeweils 60 mal 30 Zentimeter große Kunststoffkisten zu. Auf Schrägen rollen diese zu den bis zu 72 Kommissionierern. Ihnen geben Leuchtanzeigen an den Kisten vor, wie viel Stück jeweils zu entnehmen sind.

In den 72 Kommissionierungs-Zonen werden bis zu 700 000 Artikel pro Tag zu Sendungen für die Rossmann-Märkte zusammengestellt. „Damit dies fehlerlos funktioniert, ist eine absolut zuverlässige EDV-Software die unabdingbare Voraussetzung“, so Gräb. Die Regalbediengeräte und die Förderanlage, auf der die Kisten rollen, werden wie die automatische Abfallentsorgung von über 40 Computern gesteuert, die ihrerseits von vier Materialflussrechnern dirigiert werden. Letztere erhalten ihre Aufträge von den zwei Rechnern des Lagerführungssystems. „Allein in dieser EDV-Technik stecken Mannjahrzehnte an Arbeit“, wie der BSS-Projektchef betont. Der zentrale Leitstand der Anlage ist Tag und Nacht von zehn Leuten besetzt.

Zudem entwickelte BSS beispielsweise für die Produktionsprozesse eine neue Technik für die Verpackung von Whiskas: Sie bewirkt, dass die vier Geschmacksrichtungen dieses feuchten Katzenfutters vorsortiert zur Verpackungsmaschine gelangen. Und im Heppenheimer Werk von Langnese steuert BSS-Technik die Zuführung von Verpackungsmitteln, Zutaten und Gewürzen bei der Eiscreme-Produktion. Derzeit wird die Anlage auf die doppelte Größe erweitert.

70 Prozent der Kunden, so Gräb, gehören quer durch alle Branchen zum oft inhaber-geführten Mittelstand. Dieser sei für optimale Materialfluss-Logistik aufgeschlossener als Konzerne. Partner sind BIA, Zwilling, Bohle, EDE, Gedore, Knipex und Vorwerk. Bundesweit vertrauen auch große Firmen wie Brax, kik, Langnese, McDonald’s, Metro, Stada, Unilever und Voith auf Know-how aus der Klingenstadt.

Gegründet wurde BSS von dem gebürtigen Münchner Harald Bohnenberg. Der Techniker plante und realisierte mit Lieferanten in den 1980er Jahren bei BMW eine optimale Materiallogistik. Nach zwei Jahren in einer Firma in Düsseldorf machte er sich mit einem Großauftrag im Rücken 1992 in Solingen selbstständig.