In Wuppertal — wo denn sonst?
Wuppertal. Papier ist geduldig, vor allem in der Politik. Der ohnehin schon nicht sehr inhaltsschwangere Vertrag der großen Berliner Koalition lässt Wuppertaler immer noch an der Stelle aufhorchen, an der es um ein internationales Tanzzentrum Pina Bausch geht.
Dessen Förderung schrieb sich die Große Koalition auf die Fahne. Geliefert hat sie bisher nichts. Deshalb war es notwendig, dass sich der Verein der Freunde und Förderer dieses Zentrums gegründet hat. Ebenso richtig ist dessen Ansicht, dass dieses Zentrum nur in Wuppertal entstehen kann. Wer käme auf die Idee, in Lyon einen Eiffelturm zu bauen? Der Turm ist Paris. Pina Bausch ist Wuppertal, sie ist „Kulturgut“ dieser Stadt.
Doch alle Euphorie für ein Zentrum, in dem Bauschs Idee von Tanz auch weiterentwickelt werden soll, darf den Blick auf die Gegebenheiten nicht verstellen: Das Schauspielhaus herzurichten kostet Millionen, die Bühne zu erhalten, ist über Jahrzehnte noch viel teurer.
Aber Wuppertal kann auch das schaffen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, wenn die Politiker darauf verzichten, Erfolg für sich zu reklamieren und Misserfolg an die Konkurrenz zu delegieren. Wuppertal kriegt das mit der versprochenen Hilfe von Bund und Land hin, wenn auch jene sich zu Pina Bausch bekennen, denen Bauschs Werk nichts oder wenig sagt. Das Tanztheater macht die Stadt in aller Welt bekannt. Es steht für Mut und Innovation. Das sind Schlagworte, mit denen moderne, leistungsstarke Städte im Wettbewerb um solvente Unternehmen und kluge Köpfe verbunden werden wollen. Das Ensemble ist bis 2018 ausgebucht, Aufführungen im Opernhaus sind begehrt, auf zwei Stellen als Tänzer haben sich 1600 Interessenten aus aller Herren Länder beworben. Pina Bausch verdient ein internationales Tanzzentrum. Selbstverständlich in Wuppertal — wo denn sonst?