Olympia: Erklärungen und der Blick nach vorn
Poewe und vom Lehn konzentrieren sich auf die Staffeln.
Wuppertal. Eine Stunde nach seinem Ausscheiden im Halbfinale über 200 Meter Brust bei den Olympischen Spielen in London am Dienstag Abend hatte sich Christian vom Lehn beruhigt. Mit Trainer Farshid Shami analysierte der 20-Jährige nach dem Ausschwimmen das Rennen, in dem er in 2:10,50 Minuten als Gesamtzwölfter seinen Traum vom Finale begraben musste. „Was er im Semifinale gezeigt hat, war ganz okay“, sagte Shami. „Es hat sich jedoch deutlich gezeigt, dass seine langwierige Knieverletzung Spuren hinterlassen hat. Das ist ihm letztendlich zum Verhängnis geworden“, fügte Shami hinzu. Der Bayer-Coach machte im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich, dass Christian vom Lehn in den drei letzten entscheidenden Trainingszyklen seit Dezember entweder gar nicht oder nur eingeschränkt trainieren konnte.
„Wie man jetzt gesehen hat, reichte das nicht für ein besseres Ergebnis aus.“ Immerhin habe vom Lehn bei seiner ersten Olympiateilnahme aber auch so eindrucksvoll bewiesen, dass er sowohl über 100 als auch über 200 Meter Brust zurzeit der beste deutsche Schwimmer ist.
„Ich bin mit ihm, wie auch mit Sarah Poewe hochzufrieden. Das, worauf wir zwei Jahre hart hingearbeitet haben, nämlich die Qualifikation für London, haben wir geschafft. Das Bayer-Konzept ist damit voll aufgegangen. Darauf bin ich sehr stolz, und auch Wuppertal kann stolz darauf sein, solche Ausnahmesportler zu besitzen“, betonte Shami.
Für das Bayer-Duo sind die Olympischen Spiele noch nicht zu Ende. Beide sind für die 4 x 100-m-Lagenstaffeln gesetzt. Schon in den Vorläufen am Freitag (Frauen 12.35 Uhr, Männer 12.49 Uhr) gehen beide Staffeln in Bestbesetzung, also mit Poewe und vom Lehn, an den Start. Bis dahin absolvieren beide täglich zwei Trainingseinheiten.
„Ja, das war mein Christian“, meinte Mutter Iris vom Lehn, die am Dienstag Abend am Fernsehschirm mitverfolgt hatte, wie ihr Sohn nach dem Halbfinalrennen zunächst zornig seine Brille wegwarf. „Drei Jahre lang ging es stetig bergauf. Jetzt macht er das durch, was andere Sportler schon erleben mussten“, meinte sie besänftigend, wie man das von Müttern erwartet.
Am Mittwoch hatte auch ihr Sohn zur nüchternen Sicht der Dinge zurückgefunden. Auf seiner Facebook-Fanseite ließ er wissen: „Unter den ganzen Umständen muss man unter dem Strich sagen, dass ich mit meinem Rennen zufrieden sein muss. Ich hab versucht, von vorne weg das Rennen zu schwimmen, was blieb mir auch anderes übrig. Dass es am Ende nicht ganz gereicht hat, ist schade, aber auch kein Weltuntergang. Dieses Jahr sollte es einfach noch nicht sein.“ Gleichzeitig blickte er bereits voraus: „In vier Jahre ist wieder Olympia, und das sollte mir die nötige Motivation geben, weiter hart an mir zu arbeiten und alles zu geben, dass mein Traum dann in Erfüllung geht.“
Mutter Iris wird ihren Sohn bereis in den nächsten Tagen in London in die Arme schließen können. Sie fliegt am Donnerstag mit Tochter Sarah und einer Freundin in die englische Hauptstadt. Auch wenn Olympia dort für sie nicht auf dem Besuchsplan steht, hofft sie doch auf ein Treffen mit Christian.