Die Loveparade-Katastrophe 2010 Opferanwalt: "Ich gehe fest von der Zulassung der Anklage aus"
Der Düsseldorfer Rechtsanwalt Julius Reiter vertritt rund 100 Angehörige von Verstorbenen sowie Verletzte und Geschädigte des Loveparade-Unglücks. Wir sprachen mit ihm über die lange Dauer des Verfahrens.
Frage: Herr Reiter, wie erklären Sie Ihren Mandanten, dass sich das Verfahren so lange hinzieht?
Julius Reiter: Dafür haben auch wir Anwälte als Organe der Rechtspflege kein Verständnis mehr. Die erneute Befragung des Sachverständigen Still durch das Gericht zeigt, dass die Arbeit der Staatsanwaltschaft unzureichend war.
Frage: Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass es nicht zur Anklage kommt?
Reiter: Ich gehe fest von der Zulassung der Anklage durch die Richter aus. Bei 21 Toten und so vielen Verletzten wird es keine Einstellung des Verfahrens geben.
Frage: Wird nach so langer Zeit die strafrechtliche Aufarbeitung nicht immer schwieriger? Die Anklageerhebung liegt zwei Jahre, die Katastrophe selbst sogar schon fast sechs Jahre zurück.
Reiter: So ist es leider. Insbesondere Zeugen fällt eine zutreffende Schilderung der Geschehnisse mit zunehmender Zeit immer schwerer.
Frage: Falls es aber doch nicht zur Hauptverhandlung käme: Was würde das aus Ihrer Sicht bedeuten?
Reiter: Es wäre für die Hinterbliebenen und Geschädigten eine weitere Katastrophe, wenn die Justiz bei der Aufarbeitung der Verantwortlichkeiten kapituliert.
Frage: Vertreten Sie die Mandanten sowohl im Strafprozess als Nebenklagevertreter als auch in Schadensersatzprozessen?
Reiter: Bisher haben wir vor Zivilgerichten nicht geklagt. Für den Strafprozess haben wir uns als Nebenkläger bereits bestellt. Den Großteil haben wir bisher außergerichtlich mit der Versicherung und dem Land verhandelt.
Frage: Laufen diese Zivilprozess bereits?
Reiter: Nein, die Gegenseite hat auf die Einrede der Verjährung verzichtet, so dass wir gegebenenfalls noch klagen werden.