Wut, Trauer und Tränen - Angehörige und Opfer gedenken der Loveparade-Katastrophe
In einer bewegenden Feier gedachten 7000 Gäste der 21 Toten von Duisburg. Angehörige und Opfer klagen die Verantwortlichen an.
Duisburg. Es ist einer der bewegendsten Momente, als Nadia Zanacchi die Bühne in der MSV-Arena betritt. Sie ist Guilas Mutter. Das 21-jährige Mädchen aus Italien ist eines der 21 Opfer, das bei der Loveparade-Katastrophe gestern vor einem Jahr starb. Die Italienerin spricht bei der offiziellen Gedenkfeier stellvertretend für alle Angehörigen.
„Ich habe immer noch das Bild vor Augen, als meine Tochter sich bei mir verabschiedete. Sie hatte es eilig, weil sie ihren Flug nicht verpassen wollte. Sie ahnte nicht, dass es ihr letztes Konzert werden sollte“, spricht sie gefasst zu den rund 7000 Gästen, die sich trotz des Regens zur Gedenkfeier versammelt haben.
„An diesem ungeeigneten Ort hätte nie die Loveparade stattfinden dürfen. Wir warten immer noch auf eine ehrliche Geste, aus Respekt vor unseren Kindern. Wir brauchen Gerechtigkeit“, klagt sie die Verantwortlichen an. Dann werden die 21 Namen der Opfer verlesen, 21 Sanitäter legen jeweils eine Sonnenblume in ein großes Herz aus Sonnenblumen.
Im Hintergrund hört man das Streichquartett der Duisburger Philharmonie. Alle Anwesenden haben sich von ihren Plätzen erhoben. Bei der anschließenden Schweigeminute hört man nur den Regen prasseln. Anschließend singt der Graf, Sänger der Band Unheilig, das Lied „Geboren um zu Leben“, wie es sich die Angehörigen gewünscht haben.
Auch Ella Seifert, die bei dem Unglück verletzt wurde, berichtet unter Tränen, was ihr widerfahren ist. Auch sie klagt die Verantwortlichen an: „Wegen Fehlern bei der Planung können 21 Menschen nicht mehr das Leben schätzen lernen.“ Ihr Statement ist stellvertretend für die Stimmung in der Arena während der gesamten zweistündigen Gedenkfeier — Trauer und Wut.
Auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) bezieht ihre Fürbitte auf die Verantwortlichen: „Wir bitten für alle, die Fehler gemacht haben, dass sie die Kraft haben sie einzugestehen.“ Am Ende der Gedenkfeier fahren die Angehörigen mit Bussen zur Unglücksstelle, um dort unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ihrer Kinder, Geschwister, Enkel und Freunde gedenken zu können.