70 Jahre NRW NRW-Liebe erklingt nur in den Regionen
Das Bundesland hat trotz seiner 70-jährigen Geschichte keine offizielle Hymne. In den Städten und Regionen sieht das anders aus.
Düsseldorf. Bayern hat sie, Hessen auch und das Saarland sowieso: eine offizielle Landeshymne. NRW als bevölkerungsreichstes Bundesland hat dagegen kein eigenes Lied, das die grüne Landschaft lobt oder die vielen Bauwerke. Einzig das „Lied für NRW“ könnte in diese Kategorie fallen. Das Lied, ein Geschenk des WDR zum 60. Geburtstag Nordrhein-Westfalens, wird „des öfteren als inoffizielle Hymne des Landes beschrieben“, wie Thomas Behrens, Pressesprecher der Staatskanzlei NRW berichtet. „Aber es wird nicht von der Landesregierung genutzt.“ Die lässt auch eine neue bChance ungenutzt: Auch anlässlich des 70. Geburtstages gebe es keine Überlegungen, eine Hymne für Nordrhein-Westfalen schreiben zu lassen.
Und wie ist es sonst musikalisch um das Bindestrichland bestellt? Eines jedenfalls ist klar: Niemand hat die Absicht über NRW zu singen. Zumindest nicht positiv. Denn abgesehen von einigen Gangsterrappern, die ihren Stolz auf die Straße mit unrühmlichen Textpassagen zum Ausdruck bringen, gibt es nicht besonders viel Liedgut über oder zu Nordrhein-Westfalen.
Einzig die deutsche Sängerin Ina Müller (auch bekannt aus der TV-Sendung „Inas Nacht“) singt über ihre Erfahrungen mit dem Bundesland. Viel übrig scheint die gebürtige Niedersächsin aber nicht für das Bindestrichland zu haben. Anders lässt sich ihr Lied „Hoffentlich ist der Sommer bald vorbei“ nicht deuten. Darin heißt es im Refrain: „Hoffentlich ist der Sommer bald vorbei / dann tragen sie Socken bis Ende Mai / hoffentlich wird der Winter kalt und lang / damit ich mich von Nordrhein-Westfalen / in Sommersandalen / erholen kann.“
Doch wie ist es zu erklären, dass es so wenige positive Lieder über das bevölkerungsreichste Bundesland gibt — wo es doch eine Vielzahl prominenter Sänger und Musiker hervorgebracht hat: Andrea Berg, Kraftwerk, Marius Müller-Westernhagen, Nena und Udo Lindenberg — sie alle und noch viel mehr haben ihre Wurzeln in NRW. Aber über ihre Heimat haben sie nie gesungen.
Dass es in NRW aber durchaus Dinge gibt, die musikalisch eine Rolle spielen, weiß auch Behrens. „Viele Regionen haben nämlich spezielle Lieder“, sagt er und spielt unter anderem auf das Bergische Heimatlied, das Westfalenlied oder auch das Steigerlied an. In ihnen werden das Bergische Land, das Weserland und das Ruhrgebiet gepriesen, die Vorzüge und Merkmale der jeweiligen Regionen hervorgehoben.
Auch auf kommunaler Ebene gibt es eine Menge musikalischer Widmungen. Allen voran dürfte vielen Nordrhein-Westfalen „Bochum“ von Herbert Grönemeyer ein Begriff sein. Der 1984 erschienene Song wurde von vielen Bochumern als inoffizielle Stadthymne angenommen und wird sogar bei Heimspielen des Fußball-Zweitligisten Vfl Bochum gesungen. Die Stadt Aachen wird in „Urbs Aquensis (Aachen, Kaiserstadt, Du hehre) ebenso besungen wie Koblenz („Schängellied“), Köln („Heimweh nach Köln“ und Lippe-Detmold („Lippe-Detmold, eine wunderschöne Stadt“). Aber auch der Landeshauptstadt wurden viele Lieder gewidmet. Nicht immer sind diese positiv, aber mit 300 Treffern bei der Internet-Suchmaschine Liedsuche.ch doch sehr zahlreich. Die dänische Sängerin Dorthe Kollo etwa empfiehlt 1968 einem anonymen Playboy, doch besser in Düsseldorf geblieben zu sein. Die Toten Hosen dagegen brachten ihre Liebe zur Stadt am Rhein im „Altbierlied“ zu Papier.
Um den Fluss geht es auch in Robert Schumanns „Sonntag am Rhein“ aus Sechs Gedichte op. 36. Unter anderem dieses Werk wurde von 250 Studierenden der Detmolder Musikhochschule und Düsseldorfer Robert-Schumann-Hochschule neu aufgenommen. Die Doppel-CD wurde anlässlich des 70. Geburtstags NRW erstellt. „Herausgekommen ist ein musikalischer Wegweiser durch die Geschichte NRWs“, erklärte Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD). Sie betonte, dass das Bundesland für seine Musikhochschulen weltweit bekannt sei.