Batterie leer: Ein E-Bike ohne "E" ist ein schweres Bike

Dieser Beitrag ist Teil des Blogs "Selbstversuch: Mit dem E-Bike zur Arbeit". WZ-Redakteur Carsten Icks pendelt einen Monat lang täglich mit einem Speed-Pedelec zur Arbeit. Morgens 20 Kilometer hin, abends 20 Kilometer zurück. Alle Folgen des Dauertests gibt es unter wz.de/ebike.

Düsseldorf. Es geht weiter! Das geklaute E-Bike ist zwar noch nicht wieder aufgetaucht. Doch der Hersteller Stromer war so nett, mir eine zweite Chance zu geben. Und so kann der Selbstversuch, einen Monat lang täglich 40 Kilometer mit einem Speed-Pedelec zu pendeln, nach kurzer Zwangspause weitergehen.

Die erste Fahrt mit dem Ersatzbike wird jedoch nicht so positiv in Erinnerung bleiben. Ich habe das Rad in Düsseldorf übernommen - mit nur spärlich gefülltem Akku. Das Ladegrät liegt (noch vom ersten Rad) zuhause in der Garage. 21 Prozent zeigt das Display, als es nach Feierabend an der Königsallee in Düsseldorf losgeht. Also lieber den sparsamsten der vier Unterstützungsmodi ausgewählt.

Nach den ersten Metern zeigt sich: In Stufe 1 von 4 lässt sich das Rad ohne Mühe mit Tempo 20-25 bewegen. Ich denke mir: Vermutlich fühlt sich so ein normales Pedelec an, das nicht wie mein Speed-Pedelec bis Tempo 45 sondern nur bis Tempo 25 beim Treten hilft. Ich stelle mich auf eine gemütliche Heimfahrt ein.

Kurz vor der Autobahnbrücke bei Ilverich, die mich auf die andere Rheinseite bringt, bin ich noch halbwegs zuversichtlich, es nach Krefeld zu schaffen. 13% zeigt die Ladeanzeige, und 8 von 20 Kilometern sind geschafft. Dann springt das Display auf 10%. Kurz darauf muss ich lernen: 10% heißt eigentlich leer. Die Anzeige schaltet sich komplett aus. Ich verusche, das Stromer neu zu starten, muss doch ein Versehen sein. 10 Prozent sind schließlich noch eine ganze Menge. Die Verhandlungen verlaufen nicht zu meinen Gunsten. Das Display schimpft blinkend über "NO BATT" und legt sich dann wieder schlafen.

Hatte ich mich kurz zuvor noch gefragt, wie stark das Stromer auf Stufe 1 überhaupt unterstützt, ob man vielleicht den größten Teil der Arbeit selber macht, kenne ich jetzt die Antwort: Mit und ohne Hilfsmotor, das ist ein gewaltiger Unterschied. Nimmt man einem E-Bike das "E", bleibt ein verdammt schweres Bike übrig. 25 Kilo wiegt das Stromer. Die wollen erstmal bewegt werden.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Das Stromer ist mit seiner Neun-Gang-Kettenschaltung auch ohne Antrieb absolut fahrbar. Aber wenn man auf schweißfreies Dahingleiten eingestellt war, ist Strampeln ohne Vorwarnung doch ein ziemlich herber Schlag. Der Gegenwind und die schwere Umhängetasche, die bei jeder Pedalumdrehung auf den Oberschenkel drückt, machen plötzlich ziemlich zu schaffen. Aber okay - ich habe es ja nicht eilig.

Aber als sich dann auch noch der Sattel (offenbar bei der Montage nicht ganz festgeschraubt) nach hinten kippt und sich ohne Imbusschlüssel nicht wieder in eine waagerechte Position bringen lässt, wird es richtig unangenehm. Der verstellte Sattel piesackt meine Gesäßknochen. Ich beginne ernsthaft zu leiden. Während ich nach Hause krieche, werde ich von mehreren altmodischen Treckingrädern überholt. Na toll. Das war anders geplant.

Bei der Ankunft bin ich nass - geschwitzt, nicht geregnet. Immerhin hat das Wetter mitgespielt.