„Die Generation der Älteren ist bemerkenswert aktiv“
Düsseldorf. Im Interview mit der WZ erklärt Professor Andreas Kruse, selbst Jahrgang 1955 und Direktor des Instituts für Gerontologie an der Universität Heidelberg, wie gut es den Rentnern im Vergleich zu früheren Generationen und ihren Altersgenossen in Europa geht.
Wie schwierig ist ein geregelter Übergang in die Rentenzeit?
Andreas Kruse Wenn sich die Person nicht im Vorhinein auf diesen Übergang einstellt, dann kann dieser tatsächlich schwierig werden. Sich auf den Übergang einzustellen, sich auf diesen vorzubereiten heißt Überlegungen darüber anzustellen, wie man die Partnerschaft gestalten möchte, wie den Alltag, welchen neuen — zum Beispiel bürgerschaftlichen — Aufgaben man nachgehen möchte, wie man den Tageslauf strukturieren möchte. Fehlende Vorbereitung führt vielfach dazu, dass sich Frauen und Männer nach Ausscheiden aus dem Beruf in ihrer neuen Lebenssituation nicht wirklich zurechtfinden und die späte Freiheit eher als Belastung denn als Geschenk empfinden.
Wie aktiv sind Rentner heute im Vergleich zu vorherigen Generationen?
Kruse: Wir haben es heute mit einer bemerkenswert aktiven Generation älterer Menschen zu tun. Dabei sind allerdings die großen Unterschiede innerhalb dieser Generation zu bedenken: diese Unterschiede bestehen mit Blick auf die finanziellen Rahmenbedingungen ebenso wie mit Blick auf den Gesundheit. Wenn ältere Menschen mit ihren Lebensbedingungen zufrieden sind und wenn sie auch objektiv betrachtet zufriedenstellende Lebensbedingungen zeigen, dann ist die Wahrscheinlichkeit selbstbestimmter und persönlich erfüllender Aktivität hoch. Nicht wenige ältere Menschen erkennen übrigens im Engagement für nachfolgende Generationen, in ihrem Engagement für das Gemeinwohl eine persönlich wichtige Form der Gestaltung ihres Alters. Und auf diese Mitwirkung kann und darf unsere Gesellschaft nicht verzichten!
Wie stehen deutsche Rentner im europäischen Vergleich da?
Kruse: Von ihren finanziellen Bedingungen, aber auch von ihren Kompetenzen und ihrer Gesundheit betrachtet: gut. Zudem ist die soziale Teilhabe älterer Menschen in unserer Gesellschaft, verglichen mit jener im europäischen Vergleich, relativ hoch. Aber: Wir dürfen keinesfalls die besonderen Problemlagen jener Menschen vergessen, die über geringe Mittel zur selbstständigen Lebensführung verfügen. Bei diesen Menschen wandelt sich das Bild.