Privatvorsorge: Genug Geld im Alter
Die Schere zwischen dem Einkommen und der Rente geht auseinander. Ohne Privatvorsorge ist die Lücke nicht zu schließen.
Düsseldorf. 87 Prozent des letzten Nettoeinkommens benötigen Ruheständler für ein auskömmliches Leben im Alter — so eine neue Studie der Ruhr-Universität Bochum. Das durchschnittliche Niveau der gesetzlichen Rente erreicht heute kaum 60 Prozent.
Damit klafft bereits jetzt eine Versorgungslücke von fast 30 Prozent. Nullrunden, Riester-Faktor und Nachhaltigkeitsfaktor werden diesen Fehlbetrag in den nächsten Jahren vergrößern. Ohne Privatvorsorge können insbesondere junge Menschen ihren Lebensstandard im Alter kaum halten. Wie steuert man gegen?
Lebenslange Zusatzeinkünfte ermöglicht die private Rentenversicherung. Zwei Vari-anten stehen zur Wahl: die klassische und die fondsbasierte Police. Klassische Verträge bieten Mindestzinsen von 1,75 Prozent.
„Die tatsächliche Verzinsung liegt höher, branchenweit derzeit bei 3,6 Prozent“, berichtet Stephan Moltzen, Vorsorgeexperte bei der Deutschen Bank. Fondsgebundene Privatrenten eröffnen überdurchschnittliche Renditen. Sechs Prozent sind bei langem Sparhorizont keine Seltenheit, manchmal auch mehr.
Tipp: Im Gegensatz zu herkömmlichen Fondspolicen garantieren Sparpläne mit Riester-Förderung das eingezahlte Kapital zu Rentenbeginn — Kursverluste sind damit ausgeschlossen.
Privatrenten punkten mit lebenslanger Rente und geringen Abgaben im Alter. Beginnt die Auszahlung mit 65 Jahren, braucht man nur 18 Prozent der Rente zu versteuern. Gesetzlich Krankenversicherte bleiben von Kassenbeiträgen verschont. „Darüber hinaus ist die Privatrente flexibel“, betont Moltzen.
Bei ungeförderten Verträgen besteht freie Kapitalwahl zu Rentenbeginn, bei Riester-Verträgen ist dies teilweise möglich.
Zusätzliche Vorteile genießen junge Riester-Sparer: Neben der jährlichen Grundförderung von 154 Euro zahlt der Staat Berufsstartern unter 25 einen einmaligen Bonus von 200 Euro. Zudem sind Zulagen und Eigenbeitrag steuerlich absetzbar.
Merten Larisch von der Verbraucherzentrale Bayern empfiehlt kostengünstige Direktversicherer wie Huk 24, Hannoversche Leben oder Cosmos Direkt, weil diese die Gebühren in Grenzen halten. „Fällt das Vertragsguthaben nach dem ersten Jahr nicht geringer aus als die Einzahlungen, dann lohnt der Vertrag“, so Larisch. Die Vermögensentwicklung könne man anhand der Rückkaufswerte vorab prüfen.
Eine ähnliche Wirkung wie die Privatrente erzielt Wohneigentum. „Wer im Alter keine Miete mehr zahlen muss, der spart durchschnittlich 530 Euro pro Monat“, rechnet BHW-Chef Dieter Pfeiffenberger vor. Wegen der hohen Kosten lohne ein früher Sparbeginn. Prädestiniert dafür sind Bausparverträge.
Die Kombination aus Geldanlage und Kredit ermöglicht kontinuierlichen Kapitalaufbau und niedrige Darlehenszinsen in der Zukunft. Ob bzw. wann der Sparer kauft, entscheidet er selbst, es besteht kein Zwang zur Abnahme des Kredits.
Positiv: Je nach Einkommen fördert der Staat Bausparen mit Wohnungsbauprämie und Arbeitnehmersparzulage.
Junge Bausparer unter 25 dürfen die Förderung behalten, auch wenn sie das angesparte Geld nicht für den Immobilienerwerb nutzen. Die Verträge sind sehr flexibel, Extrazahlungen und Sondertilgungen jederzeit möglich.
Tipp: Bausparverträge gibt es auch mit Riester-Förderung. Der sogenannte Wohnriester gewährt die gleichen Zulagen und Steuervorteile wie Riester-Rentenverträge. Im Alter muss man die erhaltenen Boni beim Finanzamt abrechnen.