Hilfe! Was tun mit meinem Geld?
Drei Finanzexperten gaben unseren Lesern wertvolle Ratschläge.
Düsseldorf. Die Menschen haben Geld auf dem Konto, wissen aber nicht, was sie damit anstellen sollen — das war das Fazit der drei Finanzexperten, die am Donnerstag zwei Stunden lang bei der Telefonaktion unserer Zeitung zum Thema Geldanlage die Fragen von Anrufern beantworteten. Eigentlich eine recht komfortable Situation, sollte man meinen. Und doch fühlen die Leser sich angesichts der andauernden Niedrigzinsen unzufrieden.
Peter Weißenberg, Chefredakteur des Verbraucherportals Biallo, Marcel van den Bergen, Vermögensberater der Düsseldorfer Stadtsparkasse, und der Düsseldorfer Honorarberater Thomas Teske hatten einige wertvolle Ratschläge parat.
Marcel von den Bergen etwa hatte eine 75-jährige Frau am Hörer, die 80 000 Euro zu 0,5 Prozent auf einem Sparbuch angelegt hat. Das ist zu wenig Zins — klar. Aber was empfiehlt er ihr? Vor allem kein überhastetes Handeln, ist die Antwort. Sie solle sich in Ruhe beraten lassen. In solch einem Beratungsgespräch werde dann zunächst einmal Wert darauf gelegt, dass die Geldanlegerin auf jeden Fall eine eiserne Reserve von drei bis fünf Monatsgehältern beziehungsweise in ihrem Fall drei bis fünf Monatsrenten zurücklegen solle, an die sie jederzeit drankommt.
Denn wie leicht kommt es zu unvorhergesehenen Ausgaben wie einer kaputten Waschmaschine, vielleicht auch einen teuren, aber notwendigen Treppenlift, für den man dann auf diese flüssigen Mittel zurückgreifen kann.
Hinsichtlich des übrigen Vermögens werde in dem individuellen Beratergespräch dann ein genaues Profil erstellt: Was will die Kundin, welches Risiko will sie eingehen, wie ist der Anlagehorizont, das heißt: Auf wie viele Jahre hin will sie planen?
Ganz wichtig, auch in Zeiten der Verunsicherung über den Missbrauch von Daten: gegenüber dem an das Bankgeheimnis gebundenen Berater sollte man offen die Vermögensverhältnisse darstellen. Verschweigt man etwas, kann auch die noch so gut gemachte Beratung nicht so funktionieren, wie sie soll. Der Berater frage ja nicht aus persönlicher Neugier, sondern weil die Fakten Voraussetzung für eine korrekte Analyse sind.
Auch wenn Sparkassen und Filialbanken durch ihre persönlichen Beratungsangebote Pluspunkte haben — manch ein Anrufer hätte gern ohne große Beratung mehr Zinsen mit Hilfe eines Tagesgeld- oder Festgeldkontos.
Peter Weißenberg (Foto), betont, dass sich hier über Direktbanken schon bei täglich verfügbaren Anlagen durchaus 1,4 oder 1,5 Prozent erreichen lassen. Die Scheu, ein Onlinekonto zu eröffnen, hält er für unberechtigt. Die Einlagensicherung von 100 000 Euro gilt auch bei diesen auf dem deutschen Markt agierenden Banken. Und kompliziert sei das Ganze auch nicht.
Zunächst solle man im Internet die Zinsen vergleichen. Indem Sie etwa auf der Seite wz.de den Button „Rechner“ klicken. Hat man einen Anbieter gefunden, füllt man das Antragsformular mit den Anlagewünschen aus, unterschreibt es und geht damit und seinem Personalausweis zu einer Postfiliale. Im sogenannten Postidentverfahren werden die Unterlagen dann zur Bank geschickt und das Konto, das man fortan online per Computer oder Telefon führt, wird eingerichtet. Alles kostenlos.
Mit einer höchst unsicheren Art der Geldanlage wurde Honorarberater Thomas Teske am Redaktionstelefon konfrontiert. Da hatte ein Anrufer einen Vertrag über ein sogenanntes Goldsparen abgeschlossen. 150 000 Euro hatte er vor ein paar Jahren angelegt. 0,25 Prozent Zins waren vereinbart, aber, so die Aussicht, ihm winkten am Goldpreis orientierte Kursgewinne. Sein Pech: Allein im vergangenen Jahr fiel der Goldpreis um 25 Prozent. Und dieses Risiko war nicht abgesichert, sein Investment hat deutlich an Wert verloren.
Soll ich nun aus dem Vertrag aussteigen, so die Frage des Anrufers. Lieber nicht, empfahl Teske, gerade dann realisiere er ja den Verlust, lieber soll er noch abwarten. Vielleicht komme er durch einen späteren Goldpreisanstieg am Ende doch noch wenigstens wieder bei Null raus.
Für das Auf und Ab von Kursen verriet Finanzexperte Peter Weißenberg seine ganz persönliche Zehn-Prozent-Regel.
„Rutsche ich mit einer Geldanlage zehn Prozent ins Minus, stoße ich sie ab. So kann ich maximal zehn Prozent verlieren.“ Gewinne hingegen solle man laufen lassen — und die Zehn-Prozent-Schwelle zugleich immer mit dem Kurszuwachs entsprechend anheben. Thomas Teske ergänzt: Das heißt, nicht sofort dann verkaufen, wenn es mal gut läuft. Sondern auch hier die Zehn-Prozent-Regel gelten lassen. Weißenberg gibt ein Beispiel: Ist ein Investment vom Wert 100 auf 200 gestiegen, steige ich auch erst dann wieder aus, wenn es auf 180 gesunken ist. Also um zehn Prozent.
Eine dringende Empfehlung gaben unsere Experten in mehreren Gesprächen vor allem älteren Anrufern: Weihen Sie Ehepartner und auch Kinder in Ihre Finanzsituation ein. Passiert Ihnen mal etwas oder sind Sie zum Beispiel aufgrund von Demenz nicht mehr in der Lage, ihre Angelegenheiten zu überschauen und zu regeln, sind die anderen dann sofort im Bilde.