Meine Fastenzeit 2017 Klimaschädliche Bischöfe und ein Handkarren auf der Autobahn

Serie - Fast ein bisschen Religion: Meine Fastenzeit 2017

Foto: Sergej Lepke

So spielt man evangelische gegen katholische Kirche aus. Die einen sind Ideengeber für das Klimafasten — und da soll ich in dieser Woche „anders unterwegs sein“, am besten ganz aufs Auto verzichten. Die anderen richten ihre Bischofskonferenz in Bergisch Gladbach-Bensberg aus. Hat sich da eigentlich mal einer Gedanken darüber gemacht, wie ich mit dem ÖPNV aus meinem bergischen Kleinstädtchen erst nach Bensberg und dann in die Redaktion nach Düsseldorf kommen soll, ehe da schon wieder die Letzten das Licht ausmachen? Ich entscheide mich für die Katholiken und gegen die evangelische Kirche samt Klimafasten.

Oder doch nicht so ganz. Alternativ zum völligen Autoverzicht schlägt mir meine „Klimafasten“-Broschüre vor, „vorausschauend und langsamer“ Auto zu fahren, um Nerven zu schonen und Sprit zu sparen. Zwar hat in meinen Augen jeder VW-Bordcomputer auf alle Zeiten die Unschuldsvermutung verwirkt, aber gelogene vier Liter pro hundert Kilometer müssten immer noch klimaverträglicher sein als gelogene fünf Liter. Also runter vom Gas.

Den Verbrauch zu drosseln, gelingt morgens besser als abends. Liegt das nun daran, dass ich schneller zu Hause als bei der Arbeit sein will, oder am Wohnort im Bergischen? Runter ins Rheinland rollt der Wagen halt fast von selbst. Wir lernen: Nicht alles, was bergab geht, muss schlecht sein fürs Klima. Meine Nerven schone ich mit der defensiven Fahrweise allerdings weniger: Auf deutschen Autobahnen genießt man mit Tempo 100 in etwa den Sozialstatus eines hölzernen Handkarrens aus Ostanatolien.

Am Freitag dann doch noch das ÖPNV-Experiment auf dem Weg zur Arbeit. Meine App schlägt mir den Bus nach Remscheid vor. Von dort soll es mit der S-Bahn nach Solingen gehen und nach neuerlichem Umsteigen bis nach Düsseldorf. Gesamtzeit: 1:38 h, dazu noch 15 Minuten Fußweg.

Müsste das nicht mit einem Kompromiss etwas schneller gehen? Ich entschließe mich, bis nach Leichlingen mit dem Auto zu fahren. Dass der Park-and-ride-Parkplatz schon besetzt ist — geschenkt. Dass die S-Bahn bis Haan-Gruiten Verspätung hat und ich dort daher die Anschlussbahn nach Düsseldorf verpasse — Anfängerpech. Unter dem Strich brauche ich 1:45 h bis zum Schreibtisch. Für diese Kolumne geht das mal, für den Alltagsgebrauch eher nicht. Irgendwie habe ich den Verdacht, die Arbeitsgruppe Autofasten hat in einem Ballungszentrum getagt und nicht auf dem Land.