Der letzte Weg - Tod und Sterben ohne Tabu Plötzlich allein — Witwer mit 42
Vor fünf Jahren stirbt die Frau von Gordon Dregger unerwartet. Familie und Freunde helfen ihm über den Verlust hinweg.
Gordon Dregger dachte eigentlich, dass kein noch so schicksalhafter Lebensverlauf ihn aus der Bahn werfen könnte. Durch seine Arbeit in einem Altenheim lernt er früh, mit dem Tod und seinen Folgen umzugehen. Doch als seine damalige Ehefrau vor fünf Jahren an Lungenkrebs erkrankt, nimmt das Leben des 47-Jährigen eine dramatische Wendung. „Es war eine Vollbremsung“, erinnert sich Gordon Dregger.
Heute wohnt der Familienvater zusammen mit seinem Sohn Cornelius wieder in dem Haus, das er 1994 zusammen mit seiner Frau Kirsten gekauft hatte. Ein Jahr zuvor hatten sich die beiden kennengelernt. „Wir waren 19-einhalb Jahre zusammen.“ Am 10. September 2012 stirbt Kirsten Dregger. Am Geburtstag ihres Mannes schläft sie für immer ein. „Was da alles zusammengekommen ist, das kann man gar nicht begreifen“, schüttelt Gordon Dregger den Kopf.
Die Söhne Matthias und Cornelius sind 13 und sieben Jahre alt, als ihre Mutter stirbt. Gordon Dregger, der als Schichtmeister in einem Chemieunternehmen in Uerdingen arbeitet, muss fortan auch die Mutterrolle für seine Söhne übernehmen. „Meine Frau hat mir in den letzten Wochen ihres Lebens noch Tipps mit auf den Weg gegeben, wie ich es am besten mache. So komisch es klingt, es hat mir geholfen. Klar ist aber auch, ein Vater kann die Mutter niemals vollends ersetzen.“
Um die Trauer um den Tod nicht Überhand nehmen zu lassen, unternimmt die Familie nach der Beerdigung der Mutter vieles, um auf andere Gedanken zu kommen. „Wir sind regelrecht geflüchtet“, erinnert sich Gordon Dregger. Geflüchtet in andere Städte, andere Länder. Neues sehen, anderes erleben, die Gedanken nicht nur um den schwerwiegenden Verlust kreisen lassen. Viel Zeit zum Trauern bleibt vor allem dem Witwer nicht. „Es musste ja weitergehen, die Jungs mussten wieder in die Schule. Alles musste organisiert werden.“
Der Arbeitgeber zeigt viel Verständnis, stellt den Schichtmeister für zwei Monate frei. Eltern, Nachbarn und Freunde helfen in dieser schweren Zeit, wo sie nur können. „Ich hatte zu dieser Zeit Kontakt zu einer Bekannten, die auch früh Witwe wurde. Weil wir in der gleichen Situation steckten, haben wir uns oft ausgetauscht.“
Psychologische Hilfe will Gordon Dregger für sich und seine Familie nicht in Anspruch nehmen. „Der Tod ist für mich Teil des Lebens. So bin ich aufgewachsen und so versuche ich es auch, meinen Kindern zu vermitteln.“ Offen und ehrlich sind sie in der Familie mit der schweren Situation umgegangen. „Anders geht es nicht. Es gibt aber auch Verwandte, die nicht mit der Situation fertig geworden sind und sich zurückgezogen haben“, erzählt Dregger.
Bis der 47-Jährige eine neue Beziehung zu einer Frau eingehen kann, vergeht gar nicht so viel Zeit, wie man meinen könnte. „Ich habe ein paar Monate nach dem Tod meiner Frau jemand neues kennengelernt.“
Die Beziehung funktioniert — zumindest am Anfang. „Dann aber kam es immer wieder zu Problemen — vor allem wegen meiner verstorbenen Frau“, ist Gordon Dregger ehrlich. Immer wieder zieht der Familienvater Vergleiche zwischen den beiden Frauen. Irgendwann stellt der Witwer fest: Es geht so nicht mehr. „Im Endeffekt hat es dann wirklich an meiner verstorbenen Frau gelegen, da bin ich mir sicher.“
Die Trennung liegt ein halbes Jahr zurück. Derzeit kümmert sich Gordon Dregger neben der Arbeit vor allem um seinen jüngsten Sohn Cornelius. „Eine Beziehung zu einer Frau werde ich jetzt erstmal nicht mehr eingehen“, sagt der Witwer. Seine Frau hätte ihm neben der Kindererziehung noch ein paar andere Aufgaben mit auf den Weg gegeben, die es zu erledigen gelte.