Meine Fastenzeit Trump, ich und das Klima
Serie Fast ein bisschen Religion: Meine Fastenzeit 2017
"In sieben Wochen zum Klimaretter“, war meine erste Kolumne am 1. März überschrieben. Das war Aschermittwoch. Habe ich die Ankündigung nach sieben Wochen Klimafasten eingelöst? Eher nicht. Am 28. März unterzeichnete US-Präsident Donald Trump ein Dekret, um die von seinem Vorgänger Barack Obama festgesetzten Auflagen für die Emissionen von Kohlekraftwerken zu kippen. Er wolle „den Krieg gegen die Kohle beenden“, begründete Trump die Abkehr von Obamas Klimaschutzpolitik. Offenbar werde ich im Weißen Haus nicht gelesen.
Mit dieser Brüskierung muss ich leben. Und auch mit dem Widerspruch, auf den mich die diesjährige Fastenzeit gestoßen hat. Denn das Pariser Klimaschutzabkommen finde ich prima, Trumps Desinteresse daran blöd. Ich rege mich gerne über böse Staaten auf, die den Klimawandel noch immer ignorieren. Dass die Industrieländer auf Kosten der restlichen Welt leben, kommt mir auch noch locker über die Lippen. An meinem bequemen Lebensstil in einem der wichtigsten dieser Industrieländer rüttele ich aber schon spürbar unwilliger.
Alle Probleme der Welt nur im Kleinen lösen zu wollen, ist unpolitisch und privatistisch. Aber alle Problemlösungen nur den Großen und Mächtigen, auf jeden Fall aber den anderen abzuverlangen, ist leider auch ziemlich ignorant.
Ernährung, Mobilität, Konsumverhalten, Energieverbrauch, Finanzwirtschaft — dass das alles auch Auswirkungen auf das Klima hat, wusste ich schon vor der Fastenzeit. Auf wie viele Stellschrauben jeder von uns Zugriff hat und wie oft ich mich davor drücke, an ihnen auch zu drehen, ist mir seit Aschermittwoch mitunter unangenehm bewusst geworden. „Gemeinsam nachdenken über Veränderungen“, war die letzte Fastenwoche überschrieben. Trump hat das in der Fastenzeit getan, ich auch. Ich vermute, meine Schlussfolgerungen zielen am Ende doch in eine andere Richtung.
Sagen wir mal so: Ich werde zumindest versuchen, die Halbheiten meiner Lebensführung ein bisschen klimafreundlicher auszugestalten. Ob mir das auf der Autobahn immer gelingt, weiß ich nicht. Aber den Montag habe ich in der Familie schon mal mit großer Geste als dauerhaft fleischlos verkündet.
Keine Regel ohne Ausnahme. Wenn Du das liest, Donald, und noch mal ins Grübeln kommst wegen der Kohle, wir können uns jederzeit gerne zusammensetzen und „gemeinsam nachdenken über Veränderungen“. Auch montags. Ich würde Dir trotzdem ein Steak braten.