Rentenberatung bringt Klarheit
In Zeiten kleiner Zinsen kommt es auf die Altersbezüge an. Doch wie viel gibt es?
Düsseldorf. „Eigentlich sollte jeder bei der Rentenberatung mal vorbeikommen, jeder, der ein festes Einkommen hat“, wirbt Stefan Albrecht. Der 40-Jährige ist einer von 28 Mitarbeitern in der Düsseldorfer Auskunfts- und Beratungsstelle der Deutschen Rentenversicherung Rheinland. Heute hilft er mir herauszufinden, welche Rente mich als gesetzlich Versicherte erwartet.
Wenn ich Klarheit über mein Rentenkonto haben will, muss ich zunächst sicherstellen, dass alle meine „Verdienst“-Zeiten der Rentenversicherung bekannt sind. Dazu zählen neben dem Job auch Lehre, Studium, Erziehungszeiten und Jobs, die nicht gemeldet wurden. Denn: Nur ihr bekannte Zeiten kann die Rentenversicherung anrechnen.
Gesetzlich Rentenversicherte erhalten jährlich ihre Renteninformation. „Die sollten nicht nur abgeheftet, sondern mit Verstand gelesen werden“, sagt Albrecht und schreitet zur Tat. Zunächst erklärt er mir die drei Euro-Summen, die das Blatt nennt. „Die wichtigste Zahl ist die mittlere, denn sie besagt, was Sie auf jeden Fall als monatliche Rente erhalten.“ Die darunter stehende Zahl überschlägt die Rentenhöhe, die ich erwarten kann, wenn ich in gleichem Umfang wie bislang und bis zum gesetzlich vorgeschriebenen Renteneintrittsalter weiter arbeite.
Das liegt derzeit bei 67 Jahren für alle, die nach dem Jahr 1952 geboren worden sind. „Diese Zahl ist also mit einem großen Fragezeichen versehen.“ Die obere Zahl schließlich nennt die monatliche Rente, die ich erhalte, wenn ich „erwerbsvermindert“ bin, also durch Krankheit oder Invalidität daran gehindert, drei und mehr Stunden zu arbeiten.
Die genannten Rentenzahlungen sind Bruttowerte. Heißt: Abzüge für Kranken- und Pflegeversicherung, Steuern auf andere Einkünfte, etwa meines Ehepartners oder aus Versicherungen, Miete etc. müssen noch abgezogen werden.
Die Höhe meines zu versteuernden Einkommens hängt davon ab, wann ich in Rente gehe. „Waren es 2005 noch 50 Prozent, werden es 2026 schon 86 Prozent sein.“ Der Steuersatz wiederum richtet sich nach dem gesamten Einkommen.
Was fange ich mit den Zahlen an? Um Handlungen ableiten zu können, müssen viele weitere Faktoren berücksichtigt werden. Albrecht: „Was habe ich, was gebe ich aus, was ist mit Krediten, was mit Kindern? Brauche ich ein Auto, gibt es Versicherungen, die bald wegfallen können? Was will ich mir leisten, was nicht?“ Antworten suche ich am besten gemeinsam mit meinem Lebenspartner.
Je früher desto besser, sagt der Experte: „Das Rentenniveau sinkt. Je eher ich meine Ansprüche kläre, desto besser kann ich mich darum kümmern, zusätzlichen Bedarf zu decken.“ In der Praxis erlebt Albrecht 25-Jährige wie 65-Jährige. Die meisten kommen, wenn sie die 50 hinter sich haben — „vorher denken die Menschen in der Regel nicht daran“. Der ideale Zeitpunkt, so Albrecht, ist, wenn man erstmals über ein festes Einkommen verfügt.
Dann kann man sich in Ruhe die drei grundsätzlichen Fragen der Altersvorsorge stellen: Wie kann ich Geld ansparen (Kapitalmarkt, Lebensversicherung, gesetzliche Rente, Betriebs- oder Zusatzrente)? Wie kann ich meine Familie für den Todesfall absichern? Was kann ich tun, um Berufsunfähigkeit abzusichern?
Im Scheidungsfall werden die Rentenansprüche aus der Zeit der Ehe aufgeteilt. Albrecht: „Die Leute kommen dann zu uns, um ihr Rentenkonto auf Stand bringen zu lassen.“ Wer damit liebäugelt, früher in Rente gehen zu wollen als gesetzlich vorgeschrieben, sollte sich (vorher) beraten lassen. „Wir schauen dann, ob alle Renteninfos komplett sind und berechnen die Rentenhöhe.“ Das gilt auch für die, die sich beruflich selbstständig machen wollen, wer arbeitslos wird, wer verbeamtet wird — also immer, wenn sich das Einkommen ändert.
In Deutschland sind im Unterschied zu vielen anderen Ländern die meisten Freiberufler nicht zur Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung verpflichtet. „Ein Problem, das erkannt, aber nicht behoben ist“, sagt Albrecht.
Sein Rat: Gerade, wenn man sich beruflich selbstständig macht, sollte man sich informieren, ob man pflichtversichert ist oder nicht. „Wir zeigen auf, wie man sparen und sich gegen Risiken wie die Berufsunfähigkeit absichern kann.“
Die Idee der gesetzlichen Rente basiert darauf, dass ein Arbeitnehmer 45 Jahre lang einzahlt. Eine unzeitgemäße Berechnungsbasis, seit immer weniger Menschen ihr berufliches Leben in einem einzigen Unternehmen verbringen und immer mehr Menschen jahrelang unbezahlte Praktika leisten.