Gönnen Sie sich was, leben Sie jetzt!
Sparen, finanziell vorsorgen — all das ist auf die Zukunft ausgerichtet. Doch wer weiß, was die Zukunft bringt?
Düsseldorf. Dagobert Duck hat immer große Sorgen. So schön es sein mag, ein Bad im Geldspeicher zu nehmen, so groß sind die Ängste, dass die Panzerknacker seine Taler entwenden.
Auch der kleine Sparer müsste eigentlich ganz ähnliche Befürchtungen haben. Doch die Panzerknacker, die für einen plötzlich eintretenden Wertverlust stehen, sind nicht sein Problem.
Sein Problem ist die schleichende Geldentwertung. Hier ist der Verlust nicht akut spürbar, doch trifft er am Ende ähnlich.
Was tun? In unserer Serie geben wir viele Tipps, gegenzusteuern. Um jedes Missverständnis zu vermeiden: Wir meinen die Ratschläge natürlich ernst. Dennoch fehlt da eine andere Perspektive, ein Rat, der so gar nicht zu passen scheint, weil er gerade nicht der Geldvermehrung oder der Vermögenssicherung dient:
Geben Sie Geld aus! Lassen Sie sich nicht von Ängsten beherrschen, die Ihnen in der Kindheit eingepflanzt wurden mit Sprüchen wie: „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.“
Die Bankberater, ach was, die Bankverkäufer reden Ihnen ein, Sie müssten Ihr Geld in dieses oder jenes todsichere Zertifikat stecken. Für später. Der Versicherungsmakler rechnet Ihnen vor, welcher Geldsegen Sie erwartet, wenn Sie ins Rentenalter kommen. Und was, wenn nicht? Ihr Gegenüber übt sich in Hellseherei, denkt in Wahrheit selbst gar nicht an später, sondern vor allem ans Jetzt: dass er seine hübsche Provision bekommt.
Sparplan der Erinnerungen
Warum sind wir nur so, wie es der Kabarettist Thomas Freitag mal gesagt hat: „Die Deutschen sind Leute, die keine Zeit haben, auf ihrer Terrasse zu sitzen, weil sie für eine zweite Terrasse arbeiten.“ Dabei wäre ein unbeschwerteres Geldausgeben nicht nur gut für die Wirtschaft, sondern auch für das eigene genussvollere Leben.
Ein Mann, dem keiner nachsagen kann, er verstehe nichts von Geldanlagen, der Finanzexperte Dirk Müller, gibt in seinem Buch „Cashkurs“ auf der allerletzten Seite einen denkwürdigen Rat: „Investieren Sie in Erinnerungen! Was nutzt Ihnen die beste Vorsorge, wenn Sie im Alter die Erträge Ihrer Investitionen vielleicht gar nicht mehr genießen können?“
Urlaubsreisen oder romantische Abendessen sind, wie es Dirk Müller sagt, „unvergänglich, niemand kann sie pfänden, und Sie können bis ins hohe Alter davon zehren. Investieren Sie regelmäßig in diesen Sparplan der Erinnerungen.“
Wenn der Börsenmann Sie noch nicht überzeugen konnte, dann schafft das vielleicht ein unbekannter Autor, der vor vielen Jahren in einem alternativen Stadtmagazin diesen bewegenden Nachruf schrieb:
Eine sehr traurige Geschichte
„Er hatte sich sehr auf den Ruhestand gefreut, mein Großvater. Endlich hätte er mehr Zeit für sich gehabt. Nun liegt er vor mir, sein Gesicht gezeichnet von Krankheit, an der er starb. Hell und blutleer seine Hände, mit denen er jahrelang hart arbeitete, für wenig Geld. Eine große Familie ernährte er davon, auch wenn er krank war. Ärger und Sorgen behielt er für sich. Damit wollte er niemanden belasten. Er stand selten im Mittelpunkt. Und so beachtete ich jene, die mehr Aufmerksamkeit erweckten. Es war wenig, was ich von meinem Großvater wusste. Traurig verlasse ich das Sterbezimmer. Es ist zu spät, um ihm noch etwas zu geben. Bis auf das Versprechen, mir mehr zu nehmen, als er sich je nahm.“