Wo ist das Familienleben besser: Stadt oder Dorf?

Familie Wiegand lebt glücklich in Neuss. Familie Neu wohnt mitten auf dem Land und kann sich ein Leben anderswo nicht vorstellen.

Neuss/Kalbeck. Gerade Familien sind auf ihr Umfeld angewiesen. Doch wo sind sie besser aufgehoben? In der Stadt oder auf dem Dorf? Die Wiegands wohnen in Neuss. Sie sind eine überzeugte Stadtfamilie.

Die Neus leben dagegen in Kalbeck, einer Ansammlung von mehreren Bauernhöfen. Sie lieben das Landleben. Ein Blick in den Alltag der beiden soll zeigen, was besser für eine Familie ist:

Jan und Nils Wiegand haben einen kurzen Schulweg. Sie benötigen zehn Minuten und müssen eine Hauptstraße überqueren — natürlich über die Fußgänger-Ampel.

Die Neunjährigen machen beide Sport. Nils spielt Tennis. Den Platz kann er auch zu Fuß erreichen. Jan ist im Fußballverein. Er muss zum Training gefahren werden. „Wir Eltern haben aber eine Fahrgemeinschaft organisiert“, sagt Marion.

Ab Herbst will Nils noch fechten lernen und Jan Tischtennis spielen. Wieder sind die Trainingsorte in der Nähe. „Die Auswahl ist in Neuss sehr groß, es wird einfach jede Sportart angeboten“, berichtet Oliver. Noch ein Vorteil: Einige Freunde der Jungs wohnen auf der gleichen Straße oder um die Ecke.

Der sechsjährige Jonas Neu geht seit diesem Sommer in die 1. Klasse in der Grundschule von Uedem. „Er fährt mit dem Bus, die Haltestelle ist in der Nähe“, berichtet Mutter Katrin. Die Fahrt dauert 15 Minuten. Tochter Julia geht noch in den Kindergarten.

Die Vierjährige wird jeden Morgen gebracht. Auch wenn sie am Nachmittag mit Freunden spielen möchte, muss sich gefahren werden. „In der Nähe wohnt nur ihre etwas jüngere Cousine Helene“, so Katrin. Jonas dagegen spielt meistens draußen direkt vor dem Haus oder auf dem Bauernhof seiner Großeltern, der direkt nebenan liegt.

„Im Sommer ist er bei der Strohernte die ganze Zeit auf dem Trecker mitgefahren. Das war für ihn das Größte“, erzählt seine Mutter.

Fürs Einkaufen benötigt die Familie Wiegand kein Auto: Der nächste Supermarkt ist nur drei Minuten entfernt. Auch der Bäcker und der Arzt sind zu Fuß zu erreichen. Zudem fährt stündlich ein Schnellbus direkt in die Düsseldorfer Innenstadt. „In 17 Minuten sind wir dort und können ins Theater oder Kino gehen“, berichtet Marion.

Katrin Neu ist auf das Auto angewiesen. „Der nächste Supermarkt ist in Uedem, das ist einige Kilometer entfernt“, so die 37-Jährige. „Hier auf dem Land braucht jeder von uns ein Auto“, ergänzt ihr Ehemann Frank (39). Wenn die beiden abends ohne ihre Kinder ins Kino wollen, müssen sie bis nach Kleve fahren. Die Stadt ist 18 Kilometer entfernt.

Marion hat einen Teilzeitjob, die 47-Jährige arbeitet an vier Tagen in der Woche von 9 bis 14.30 Uhr. Das ist kein Problem, da Jan und Nils nach dem Schulunterricht bis 15 Uhr in der Betreuung sind. Das kostet die Eltern rund 100 Euro im Monat. Als Babysitter springt öfters die Nachbarin ein.

Auch Katrin hat einen Teilzeitjob. Sie arbeitet an drei Tagen in der Woche bis 14.30 Uhr. Julia bleibt an diesen Tagen in der Betreuung im Kindergarten und Jonas geht nach der Schule zu seinen Großeltern, die direkt nebenan wohnen. „Ohne meine Schwiegereltern würde bei uns nichts laufen, sie sind uns eine sehr große Hilfe“, sagt Katrin. Julias Betreuung kostet im Monat 121 Euro.

Jan und Nils können problemlos vorm Haus spielen, auf der Straße ist wenig Verkehr. Aber nicht weit entfernt ist eine Hauptverkehrsstraße. „Deshalb lasse ich die Kinder auch noch nicht mit dem Fahrrad auf die Straße“, berichtet Marion.

Jonas und Julia können in einem großen Garten hinterm Haus spielen und sind direkt im Wald. Auf der Straße vorm Haus fährt selten ein Auto vorbei.

Marion und Oliver können sich ein Leben auf dem Land nicht vorstellen. „Wir haben hier ein so großes Angebot, das möchten wir nicht mehr missen“, sagt Oliver. Die Stadt sei für sie die richtige Wahl.

Katrin und Frank möchten dagegen nicht in der Stadt leben. „Die Stadt ist viel zu eng und zu laut“, sagt Katrin. „Ich kann hier, wenn ich will, sonntags mit der Kettensäge arbeiten und keiner beschwert sich“, fügt Frank hinzu.