Äquatorial-Guinea macht sich warm für Fußball-WM

Bitburg (dpa) - Bei 25 Grad in der Sonne lässt bei Salome Nke allmählich das Frösteln nach. „Jetzt ist es angenehm warm“, sagt die 21-jährige Nationalspielerin aus Äquatorial-Guinea. „Morgens ist es mir auf dem Fußballplatz noch viel zu kalt“.

Um sich ans deutsche Klima zu gewöhnen, sind die Damen vom Äquator als erstes Team zur Frauen-WM eingetroffen. „Sie kennen keine Kälte“, erklärt ihr brasilianischer Trainer Marcello Frigerio und pfeift das Training an. Die 24 Fußballerinnen sind Anfang vergangener Woche in Deutschland gelandet. In der Sportschule Bitburg in der Eifel laufen sie sich jetzt für den WM-Start am 26. Juni warm.

Die Freude darüber, dass sie es erstmals zur WM geschafft haben, merkt man: „Ich bin so glücklich und fühle mich besser als je zuvor“, sagt Mannschafts-Star Genoveva Anonma (22), die seit 2009 in der Bundesliga beim FF USV Jena spielt. „Mein größter Traum ist in Erfüllung gegangen.“ Nie hätte sie gedacht, jemals bei einer WM dabei zu sein. Trainiert werde jetzt viel und hart: Zwei Stunden morgens und zwei Stunden nachmittags. „Wir geben alles“, verspricht Nke lachend. „Und spielen so gut, wie wir können.“

Das kleinste Team der Frauenfußball-WM gilt als Exot unter den 16 Teams. Ein Newcomer, der bei der Afrika-Meisterschaft 2010 im Halbfinale die südafrikanische Mannschaft vom Platz fegte und Vize-Meister des Kontinents wurde. „Das ist eine ganz außergewöhnliche Mannschaft“, sagt Trainer Frigerio. „Ihre Kraft, ihre Schnelligkeit und ihr Geist sind einzigartig“, meint der 40-Jährige, der schon in Brasilien 16 Jahre lang Frauen trainiert hat, und seit März das Team vom Äquator betreut. „Das ist etwas, das ich afrikanisches Blut nenne.“ Jetzt feile er an Taktik und Tricks, die überraschen könnten.

„Wir haben den Vorteil, dass man nicht viel über uns weiß“, sagt der Brasilianer. Könne ein Plus sein, da das Gegner unsicher mache. „Wir haben kein Geheimnis für unseren Erfolg“, betont dagegen Anonma, die schon als Fünfjährige immer Fußball mit den Jungs in ihrer Straße gespielt hat. Das große Ziel der Mannschaft sei es, die Vorrunde zu überstehen, so der Trainer, die Übungsbedingungen in Bitburg seien perfekt.

Acht Rasenplätze, eine große Wellness-Landschaft, mehrere Kraft- und Trainingsräume stehen den Kickerinnen zur Verfügung. „Wir haben ständig große Fußballvereine und Profi-Mannschaften hier“, berichtet Schulleiter Hans-Willi Käfer. Das deutsche Frauen-Team ist erst kurz vor der Ankunft der Westafrikanerinnen abgereist. Noch bis zum 11. Juni bleibt die Truppe da, dann geht es weiter in die Schweiz.

Im schwül-heißen Heimatland Äquatorial-Guinea sind die ständig lachenden jungen Frauen in ihren blauen Trikots schon längst Sieger. „Sie sind der Stolz des Landes“, sagt Frigerio. Und bekommen mehr Geld als die männlichen Nationalspieler dort. Egal wo sie hingingen, würden sie bejubelt - und Anonma sei ein Held „wie Ronaldo in Brasilien“.

Für die Fußballerinnen aus dem kleinen westafrikanischen Land ist nicht nur die WM eine Premiere. Die meisten von ihnen sind auch zum ersten Mal in Deutschland. „Es ist klasse hier“, sagt Nke. Die Menschen seien so offen und freundlich. Nur beim Essen, da müsse man immer nachwürzen.