Der mysteriöse Monsieur Bini
Der französische Nationaltrainer stapelt trotz des souveränen 4:0 seiner Mannschaft gegen Kanada tief.
Bochum. Dieser Mann ist ein besonderer. Als Bundestrainerin Silvia Neid seine Mannschaft vor Beginn des Turniers nicht zum Favoritenkreis dieser Weltmeisterschaft zählte, maulte Monsieur Bruno Bini. Laut und vernehmlich. Und öffentlich. „Da hat die Kollegin aber eine Mannschaft vergessen“, sagte Frankreichs Trainer allen, die ihn danach fragten.
Im ihrem zweiten WM-Spiel gelang Frankreich ein 4:0 (1:0)-Erfolg über Kanada in Bochum. Die Tore vor 16 500 Zuschauern erzielten die überragende Gaetane Thiney in der 25. und 61. Minute, Camille Abily zum 3:0 (66.) und Elodie Thomis zum 4:0 (83.). „Wir haben jetzt sechs Punkte, und die nimmt uns niemand mehr weg“, sagte Bini. „Wir sind im Rennen.“ In welchem, sagt er nicht.
Bini will kein Turnierfavorit sein, auch kein Geheimfavorit, er will auch nicht das beschädigte Image des französischen Fußballs reparieren. Das sagt er. Aber er meint immer das Gegenteil. Bini will Gruppenerster werden, Bini ist stolz auf sein Land und träumt davon, den Makel aus dem Vorjahr vergessen zu machen, als Frankreichs Männer in Südafrika ihr Debakel erlebten.
„Les Bleus“ waren in Südafrika eine Gruppe von Individualisten, wo an jedem Tag ein anderer aus der Reihe tanzte. Binis Frauen-Mannschaft dagegen ist ein Team. Zehn Spielerinnen, die mit Olympique Lyon die Champions League im Finale von Fulham gegen Turbine Potsdam gewannen, stehen im Aufgebot, allein fünf in der Startformation gegen Kanada. Auch dazu hat Monsieur Bini eigene Ansichten: „In meiner Mannschaft stehen nicht die besten Spielerinnen Frankreichs, aber die, die als Gruppe im Turnier noch weit kommen können.“ Deshalb zählt die Mannschaft auch zu den Geheimfavoriten dieser Weltmeisterschaft.
Inzwischen gibt es nach Meinung selbst ernannter Experten davon zwar schon sieben, aber Frankreich ist eine Nummer in diesem Turnier. Ein ernsthafter Konkurrent für Silvia Neid am kommenden Dienstag in Mönchengladbach. „Was die Mädchen gegen Kanada geleistet haben, das war sehr gut, die Mädchen haben gearbeitet und den Sieg verdient“, sagt Monsieur Bini.
Bruno Bini selbst war kein großer Kicker, sein Vater Pierre war Meister und Pokalsieger mit Stade Rennes. Aber Bini ist einer, der zu allem etwas zu sagen hat. „In Zweikampfstärke und Laufschnelligkeit können wir mit den Deutschen kaum konkurrieren, aber technisch und taktisch ganz sicher.“ Manchmal scheint es, als habe dieser Franzose nur den Plan, die deutsche Mannschaft zu schlagen, nicht unbedingt, den Titel zu gewinnen.
Dass Silvia Neid aber seine Mannschaft vergessen hat, als sie von den Favoriten dieser Weltmeisterschaft sprach, vergisst Monsieur Bini nicht.