DFB-Elf WM-startklar - Joker Popp macht Druck

Mainz (dpa) - Die deutschen Fußball-Frauen sind bereit für ihre Gold-Mission. Nach der gelungenen Generalprobe gegen Norwegen und der erneuten Popp-Gala soll am 26. Juni in Berlin mit einer rauschenden Premiere gegen Kanada der Grundstein für den dritten WM-Titel in Serie gelegt werden.

„Alle sind froh, wenn es jetzt endlich los geht“, sagte Bundestrainerin Silvia Neid nach dem 3:0 (0:0) im letzten Härtetest in Mainz. „Wir sind da, wo wir sein wollten. Und wir werden sicher mit sehr großem Selbstbewusstsein in das erste WM-Spiel gehen.“

Vier Tests, 15:0 Tore - angesichts der makellosen Bilanz in der neunwöchigen Vorbereitung mit Erfolgen gegen Nordkorea (2:0), Italien und die Niederlande (jeweils 5:0) sowie Norwegen geht die DFB-Auswahl das Unternehmen Titelverteidigung mit viel Rückenwind an. Gleichwohl dämpft Neid die hohen Erwartungen. „Das ist eigentlich too much“, sagte die 47-Jährige und verwies auf Kleinigkeiten, die verbessert werden müssen. Schließlich tat sich die Elf gegen den WM-Mitfavoriten Norwegen trotz Überlegenheit und Chancen-Plus lange schwer, ehe dank der späten Tore von Simone Laudehr (79. Minute) und „Edeljoker“ Alexandra Popp (81./82.) der verdiente Sieg gelang.

„Irgendwann geht ein Ding rein, und dann läuft's“, meinte Kim Kulig, wurde von Neid aber wieder auf den Teppich geholt. „Wir werden das Spiel analysieren und dann werden die Spielerinnen sehen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Es wird nicht schwer fallen, ihnen klarzumachen, dass wir nicht auf Wolke sieben schweben sollten.“

Alle hoffen bei der WM auf eine mitreißende Stimmung und „Kaiserwetter“, Popp könnte aber auch gut mit Regen leben. „Ich bin eine totale Fritz-Walter-Spielerin. Ich liebe es bei Regen zu spielen“, verriet die U 20-Weltmeisterin grinsend. Wie Celia Okoyino da Mbabi (3 Tore) gehört die mit 20 Jahren Jüngste im Team zu den Gewinnerinnen der Vorbereitung. Als sich Mitte der zweiten Halbzeit die Himmelsschleusen in Mainz öffneten, trumpfte Popp groß auf.

Da die eingewechselte Stürmerin nur bei ihrem Startelfdebüt gegen Nordkorea (2:0) leer ausging, bleibt ihr wohl vorerst die Rolle des „Edeljokers“. Doch damit hat sie kein Problem - auch wenn die etablierten Birgit Prinz und Inka Grings dieses Jahr bislang nicht trafen, mag sie an der Team-Hierarchie verbal nicht rütteln. „Ich bin erstmal froh, dass ich bei der WM dabei bin. Im Moment bin ich sehr zufrieden mit meiner Joker-Position“, sagte Popp bescheiden.

Neid ist glücklich, junge Wilde wie Okoyino da Mbabi und Popp in der Hinterhand zu haben. „Alex hat wieder gezeigt, dass sie sehr durchschlagskräftig ist“, lobte die Trainerin. „Sie ist sehr gut, wenn sie reinkommt. Das ist für uns eine Waffe.“

Vor allem Rekordnationalspielerin Prinz merkt, dass allmählich an ihrem Thron gerüttelt wird. „Der Konkurrenzkampf ist wirklich sehr groß. Jede kann spielen, alle haben ein Top-Niveau, das ist schon cool“, sagte die durch ihre Bänderdehnung leicht gehandicapte Spielführerin. Für die 33-jährige Ikone wäre es nicht einmal eine Überraschung, im Eröffnungsspiel auf der Bank zu sitzen. „Klar, dass die Anspannung steigt. Aber ich lasse mich nicht verrückter machen als ich schon bin. Die Startelf-Diskussion bin ich ein wenig leid.“

Man habe Prinz schon noch „angemerkt, dass sie ein bisschen Schmerzen hatte und sich etwas zurückgehalten hat“, befand Neid über deren „zögerlichen“ Auftritt. Auf eine Startelf für den WM-Auftakt legt sich die Trainerin öffentlich nicht fest, will in der kommenden Woche nach den letzten Trainingseindrücken entscheiden.

Gleichwohl dürften die Plätze vergeben sein: Vor Torhüterin Nadine Angerer steht die Abwehr mit Linda Bresonik, Annike Krahn, Saskia Bartusiak und Babett Peter. Gesetzt ist auch die „Doppelsechs“ mit Simone Laudehr und Kim Kulig. Die Flügelzange bilden Kerstin Garefrekes und wohl die robuste Melanie Behringer, auch wenn Fatmire Bajramaj und Okoyino da Mbabi gute Alternativen sind. Und es würde schon sehr wundern, wenn nicht auch Grings und Prinz auflaufen.

Bis zum Treffen in Berlin wollen die meisten Spielerinnen die letzten freien Tage mit Freunden und Familie genießen. Trainingspläne gibt es erstmals nicht, nur eine Vorgabe: „Jede hat die Aufgabe am Dienstag topfit anzureisen“, betonte Neid. Sie will erst waschen und dann Kofferpacken. „Dann werde ich vielleicht bei unserem Golfclub vorbeischauen und nochmal ganz entspannt Neun-Loch gehen.“