Die deutschen WM-Spielerinnen: Saskia Bartusiak
<table>Name:Saskia BartusiakGeburtsdatum:9. September 1982Geburtsort:Frankfurt am MainGröße:1,70 mPosition:AbwehrTrikotnummer:3Verein:1.
FFC Frankfurt
Als die kleine 14-jährige Saskia Bartusiak einst zum Probetraining beim FSV Frankfurt ging, erschrak sie kurz: Keine Geringere als „die große Birgit Prinz“ holte sie damals aus der Kabine ab. „Ich hatte echt Ehrfurcht.“ Noch heute gehört Bartusiak zur zurückhaltenderen Fraktion im Frauenfußball-Nationalteam. Aber Achtung: „Man unterschätzt sie, weil sie eher unscheinbar spielt“, sagt die andere gebürtige Frankfurterin Birgit Prinz. Und: „Sie ist ruhig, weiß aber genau, was sie will und hat einen guten Humor.“
Bartusiak fühlt sich „von der Birgit ganz gut eingeschätzt“. Ja, sie weiß, was sie will: „Ich rechne mir bei der WM einen Stammplatz aus.“ Dabei fehlte der 28-Jährigen - wie sie selbst sagt - früher oft das Selbstbewusstsein: „Ich bin auch von der Persönlichkeit in den letzten Jahren gereift.“ Die Spätberufene debütierte erst mit fast 25 im DFB-Dress (heute: 41 Einsätze) - war bei Bundestrainerin Silvia Neid lange nur „Joker“ oder Frau für Notfälle. Aber dann war sie auf den Punkt da: Als sich die Abwehrinstitution Ariane Hingst bei der EM in Finnland 2009 verletzte, ersetzte Bartusiak sie im Halbfinale und Endspiel mit Weltklasseleistungen. Neid sah eine „Mega-Entwicklung“.
Und obwohl die 1,70 Meter große drahtige Athletin neben Linda Bresonik als größte Allrounderin im Team gilt, will sie bei der WM nicht auf x-beliebiger Position ran: „Ich bin Innenverteidigerin. Da habe ich die ganze Bundesligasaison gespielt.“ Und das tat die so dynamische, beidfüßige und zweikampfstarke Kickerin überragend. Noch einmal Clubkollegin Prinz: „Sie ist stark im Eins-zu-Eins, hat eine gute Übersicht und ist sehr wichtig im Spielaufbau.“ Wermutstropfen: Beim Pokal-Triumph des 1. FFC Frankfurt war sie im Finale gesperrt.
Dass in Frankfurt der größte WM-Trubel und das Finale stattfinden, ist für das „Frankfodder Mädsche“ aufregend: „Natürlich ist das etwas ganz Besonderes, in der Heimstadtstadt eine WM spielen zu können.“ Die Familie um Vater Bernd, der sie einst zum Fußball brachte, fiebert live im Stadion mit. Bartusiak wohnt immer noch im Stadtteil Eschersheim in einer kleinen Wohnung. Neben der „Batschkapp“, einem Kult-Rockclub, ist sie die berühmteste Eschersheimerin. Zuletzt war sie beim Milow-Konzert da. „Ansonsten war ich da eher zu Abi-Zeiten.“
Wie Prinz absolvierte sie wie jede andere Normalo-Studentin ein Studium an der Goethe-Uni. Im Frühjahr schloss sie ihr Sportstudium mit der Topnote 1,6 ab. Thema ihrer Magisterarbeit: „Die Entwicklung von sozioökonomischen Bedingungen im deutschen Frauenfußball am Beispiel von Nationalspielerinnen in der Zeit von 1997 bis 2009“.
Ihre leichtfüßige Spielweise wird bisweilen auf eine angebliche Ballettausbildung zurückgeführt. Eine Zeitungsente. „Ich weiß nicht, wo das herkommt, ich hab' nie Ballett gemacht! Meine Schwestern schon.“. Also die ältere Schwester Anja und ihre Zwillingsschwester Vanessa, eine Pädagogin, „die man nicht als meine Zwillingsschwester erkennt“. Bartusiak spielte früher nebenher Leistungstennis. Heute geht sie in ihrer Freizeit gern Kaffeetrinken, gut Essen mit Freunden und ins Kino. Welche Filmrolle sie gern spielen würde? Ihre Antwort in einem Fragebogen: „Spiderman und zwischen den Wolkenkratzern von New York umherfliegen.“ Das ganze Team ruft sie „Sassi“, die „Frankfurter Neue Presse“ bezeichnete sie als „Everybody's Darling“.
Schwächen? „Ich esse sehr gern Süßigkeiten, ob das nun Schokolade ist oder Gummibärchen, da kann man mich mit locken.“ Und über welche Marotten würde sich Hotelzimmer-Partnerin Simone Laudehr beklagen? „Wohl darüber, dass ich immer so früh aufstehe.“ Beim Shoppen in der Frankfurter „MyZeil“ bleibt Bartusiak, die abseits des Platzes mit schwarzer Brille im Ray-Ban-Style rumläuft, zurzeit noch unbehelligt. Unauffällig eben. Aber das könnte sich mit der WM schlagartig ändern.
(*Stand: 16. Juni 2011)