Hingsts Kindheitstraum: WM in eigener Stadt

Berlin (dpa) - Als Ballmädchen stand Ariane Hingst früher oft im Olympiastadion und träumte, bei einer WM in ihrer Heimatstadt dabei zu sein. Am 26. Juni könnte sich der Wunsch für die gebürtige Berlinerin erfüllen.

Doch noch muss die 173-malige Nationalspielerin um ihren Platz kämpfen.

Durch die getönten Scheiben des Mannschaftsbusses von Deutschlands Fußball-Frauen gewinnt Hingst derzeit einen ganz neuen Blick auf „ihre“ Stadt. Als einzige gebürtige Berlinerin im Kader radelt die 31-Jährige normalerweise durch die Metropole, doch für Heimaturlaub bleibt wenige Tage vor dem WM-Start keine Zeit. „Ich freue mich riesig auf das Spiel“, sagte Hingst vor der Auftaktpartie gegen Kanada am 26. Juni. „Ich habe als kleines Kind davon geträumt und jetzt wird es wahr im ausverkauften Stadion.“

Im Olympiastadion warf die Defensivallrounderin früher als Mädchen den Profis die Bälle vom Spielfeldrand zu, nun schwärmt sie ihren Teamkolleginnen von der zu erwartenden Traumkulisse mit mehr als 73 000 Besuchern vor. „Das ist einfach geil, die kommen alle nur wegen uns. Berlin ist sehr begeisterungsfähig.“

Auch dass der 173-maligen Nationalspielerin bei ihrer vierten WM zunächst die Zuschauerrolle von der Bank droht, kann die Vorfreude nicht schmälern. „Ich weiß, wie lange ein Turnier gehen kann und was alles passieren kann“, berichtete Hingst aus eigener Erfahrung. „Ich bin einfach froh, bei der Heim-WM mit dabei zu sein“.

Nach ihrer schweren Knieverletzung im Viertelfinale der Europameisterschaft 2009 in Finnland, bei der sie ihren vierten EM-Titel nur auf Krücken feiern konnte, kämpfte sie sich ins Team zurück. An der gesetzten „Doppel-Sechs“ mit den jungen Kim Kulig und Simone Laudehr kam sie in den abschließenden Testspielen vor dem Heimturnier allerdings nicht vorbei.

15 Jahre nach dem Debüt will Hingst ihre Karriere im DFB-Dress am 17. Juli in ihrer neuen Heimat Frankfurt, wo sie seit 2009 für Rekordmeister 1. FFC spielt, möglichst mit ihrem dritten WM-Sieg beenden. Wehmut kommt derzeit auf der Abschiedstour zwar noch nicht auf, dennoch bekennt die gelernte Physiotherapeutin: „Natürlich habe ich die Vorbereitung etwas anders erlebt als die Jahre zuvor, weil man weiß: Jetzt ist es wirklich das letzte Mal. Aber ich freue mich einfach drüber und genieße jeden Moment hier.“

Sollte auch der Start in die WM zum Vergnügen werden, hätte Hingst als „totaler Stadtmensch“ den ein oder anderen Tipp für die Abendgestaltung parat. Doch zumindest neben dem Platz ist ihre Erfahrung in Berlin derzeit wenig gefragt, wie sie scherzhaft berichtete: „Es ist ganz schlimm, eigentlich würde ich gerne um die Häuser ziehen. Aber leider haben wir nur bis 23 Uhr Ausgang und dann passt es einfach nicht.“