Vagina-Ball: Museum zeigt Fußball und Sexualität

Berlin (dpa) - Ein Fußball mit weiblichem Geschlechtsteil oder sich küssende Kicker im Siegesrausch: Wer Fußball bis jetzt nur sportlich gesehen hat, wird in Berlin eines Besseren belehrt.

Kurz vor der Fußball-WM der Frauen zeigt eine Ausstellung im Schwulen Museum Berlin, wie erotisch der Lieblingssport der Deutschen ist. 22 Kunstobjekte stellen dabei den Zusammenhang von Sexualität und Fußball dar.

In einer öffentlichen Ausschreibung hatte das Museum Künstler aufgerufen, ihre Arbeiten zu diesem Thema einzureichen. „Fußball ist ein Feld, in dem Männlichkeit rauf und runter zelebriert wird und auch Körperkontakt eine Rolle spielt“, sagt Kuratorin Birgit Bosold. Homosexualität und Weiblichkeit seien da eher problematisch. „Wir hatten unter den Einsendungen aber viele Arbeiten, die häkelnd, stickend und nähend - also mit weiblichen Kulturtechniken - an das Thema herangehen“, sagt sie.

Darunter ist auch ein Fußball, in den eine der Künstlerinnen eine pinke Vulva genäht hat. „Ich habe eine sehr persönliche Beziehung zu diesem Objekt, weil ich als Mädchen selbst Fußball spielen wollte“, sagt Macherin Franziska Vollborn. Viele deuteten das weibliche Geschlechtsteil allerdings fehl und hielten es zunächst für eine Rose. „Es gibt fast eine Scheu, zuzulassen, was es sein könnte“, erzählt sie.

„Was ich interessant finde, ist, dass das Thema Homosexualität in den Arbeiten nicht oft vorkommt. Dabei war die Ausschreibung offen formuliert“, sagt Bosold. Darin spiegle sich auch wieder, dass das Bekenntnis zur Homosexualität im Fußball noch immer ein Tabu sei.

Einzig einige überdimensionale Bilder widmen sich dem Thema vorsichtig: Sie zeigen sich küssende und umarmende Fußballer, die sich über ein Tor oder den Sieg freuen. Indem das Spielfeld im Hintergrund durch Häuser oder Wände ersetzt ist, erwecken die Berührungen beim Betrachter ganz andere Assoziationen.

Die Ausstellung mit dem Titel „andererseits“ (24. Juni bis 25. September) sei das einzige Projekt in Deutschland, das sich dem Thema künstlerisch nähere, sagt Bosold. Die Schau wird von der Kulturstiftung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit 5000 Euro gefördert.

Die aktuelle Frauen-WM rücke das Thema Frauen und Fußball noch einmal in den Blickpunkt, sagt die Kuratorin. Künstlerin Käthe Kruse hat es mit einem „Ballkleid“ in Fußball-Optik umgesetzt. „Ich fand interessant, dass der Fußball eine ganz eigene Mode hat - natürlich eine männliche“, erzählt sie. „Ich wollte aber eine weibliche Fußball-Mode kreieren.“ Dass die DFB-Kickerinnen in diesem Jahr erstmals eigens auf Frauen zugeschnittene Trikots tragen, findet sie gut. „Dass auf ihre Figur und ihre Körperlichkeit eingegangen wird, zeigt, dass der Frauenfußball ein bisschen ernster genommen wird.“