Teambuilding als Ablenkung - WM-Vorfreude wächst
Berlin (dpa) - Ab ins Grüne: Mit einer „geheimen“ Teambuilding-Maßnahme wollen sich Deutschlands Fußball-Frauen vor dem mit Spannung erwarteten Start ihrer Gold-Mission ein wenig Ablenkung verschaffen, bevor es auf dem Platz gegen Kanada ernst wird.
„Wir werden noch ein bisschen ins Grüne fahren. Es geht darum, dass wir nochmal rauskommen aus dem Trubel, der erfreulicherweise in Berlin herrscht“, sagte Nationalmannschafts-Managerin Doris Fitschen in Berlin.
Für zusätzliche Motivation im deutschen Lager sorgte zudem die schon am Vortag verkündete Vertragsverlängerung mit Silvia Neid bis 2016. Das Ja-Wort der Cheftrainerin stieß auf Jubel und Zustimmung. „Es war eine sehr gute Entscheidung, sie noch länger zu binden“, sagte Ariane Hingst, und Fitschen meinte: „Gerade so kurz vor der WM, wo der Druck sehr groß ist, ist es gut zu wissen, dass der Verband voll hinter einem steht. Auch den Spielerinnen gibt das ein gutes Gefühl.“
Torhüterin Nadine Angerer lobte Neid als „Glücksgriff für den DFB“, für Linda Bresonik ist sie einfach nur eine „geile Trainerin“. Auch die „Youngster“ sind begeistert. Neben ihrer Fachkompetenz schätzen die Schützlinge Neids Offenheit, Zielstrebigkeit und klare Ansprache. „Never change a winning team“, sagte die 22 Jahre alte Celia Okoyino da Mbabi. „Gerade die Jüngeren können viel von ihr lernen, weil sie klar sagt, was man besser machen kann.“
Die Anspannung und Vorfreude vier Tage vor dem WM-Eröffnungsspiel gegen Kanada (Sonntag 18.00 Uhr/ARD und Eurosport) wächst stündlich. „Ich könnte schon morgen spielen. Wir wollen jetzt, dass es endlich losgeht“, betonte Torhüterin Nadine Angerer, die einen gemeinsamen Ausflug zur Stärkung des Teamgeistes aber nicht bräuchte.
„Ich halte von Teambuilding-Maßnahmen generell nicht all zu viel. Solche Aktionen müssen entstehen und sollten nicht geplant werden. Man fährt glaube ich ganz gut damit, wenn man solche Dinge laufen und entstehen lässt“, meinte Individualistin Angerer, die im Gegensatz zur Öffentlichkeit immerhin schon wusste, was am Donnerstag auf dem Programm steht. „Es könnte ganz lustig werden.“
Als gebürtige Berlinerin fiebert Hingst, die seit 2009 für den 1. FFC Frankfurt spielt, bei ihrem letzten internationalen Turnier besonders der Auftakt-Partie vor mehr als 73 000 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion entgegen. „Ich habe als kleines Kind davon geträumt“, sagte die 31-Jährige. „Das ist einfach geil.“ Es sei aber schon „komisch“, mit dem DFB-Bus statt mit dem Fahrrad durch ihre Heimatstadt zu fahren.
Nach ihrer bei der EM 2009 erlittenen Knieverletzung kam die 173-malige Nationalspielerin zwar an der gesetzten „Doppel-Sechs“ mit Kim Kulig und Simone Laudehr nicht mehr vorbei. Dennoch hofft sie auf einige Einsätze: „Das Turnier ist lang. Ich genieße es, dabei zu sein und bin optimistisch, ein paar Spiele zu machen.“
Angerer rechnet nicht damit, dass sie bei dieser WM wie vor vier Jahren in China ohne Gegentor durch das Turnier kommt. „Ich weiß nicht, ob wir das nochmal schaffen. Ich gehe davon aus, dass es nicht möglich ist. Aber ich habe immer gesagt, dass wir nur im eigenen Land Weltmeister werden können. Weil die Fans hier zu 99,9 Prozent hinter uns stehen. Wir müssen diese Euphorie aufsaugen. Das ist ein wahninniges Gefühl, einfach cool.“
DFB-Chef Zwanziger hatte Neid nicht lange überreden müssen, ihren Vertrag bis 2016 zu verlängern und dies bereits tags zuvor stolz verkündet. So geht die 47-Jährige gestärkt ins Titel-Rennen. „Das ist ein großer Vertrauensbeweis, dass man unabhängig vom Abschneiden mit mir weitermachen will. Und ich habe ein deutliches Zeichen gesetzt in die ganze Welt, dass ich bis 2016 auf jeden Fall für den DFB arbeiten möchte.“