Prinz ohne Startgarantie - „Keine Lust drauf“
Frankfurt/Main (dpa) - Schimpfend stürmte Birgit Prinz vom Platz, klatschte bei ihrer Auswechslung aggressiv die Teamkolleginnen ab und hatte sich auch nach dem Schlusspfiff kaum beruhigt.
Während sich Deutschlands Fußball-Frauen erleichtert über den mühsamen 1:0 (0:0)-WM-Sieg gegen Nigeria in die Arme fielen, applaudierte die Rekordnationalspielerin mit versteinerter Miene. „Glücklich war ich nicht. Aber das ist man auch nicht, wenn man nach 50 Minuten ausgewechselt wird“, kommentierte sie in knappen Sätzen den frühzeitig beendeten Auftritt und verzichtete auf eine Analyse ihrer eigenen schwachen Leistung: „Da hab ich keine Lust drauf, können Sie selber machen.“
„Bewusst genießen“ wollte die 33 Jahre alte Stürmerin ihre letzten Partien auf großer Bühne eigentlich, nun droht die Heim-WM zum quälenden Abschied zu werden. Für das dritte Gruppenspiel gegen Frankreich am Dienstag verzichtete die für ihre konservative Personalpolitik bekannte Bundestrainerin Silvia Neid auf eine Startgarantie.
„Das muss ich mal schauen“, antwortete sie auf die Frage, ob Prinz weiterhin gesetzt sei. „Das waren ja sowieso die wenigsten Spielerinnen.“ Die gesamte Offensivabteilung hätte allerdings nicht „ihren besten Tag“ gehabt. „Wir sollten Birgit auch mal in Ruhe lassen“, forderte Neid deshalb.
Doch auch die Bundestrainerin wird wissen, dass ihr weiterer Umgang mit Prinz für reichlich Gesprächsstoff bei der Heim-WM sorgen dürfte. Zwar konnte die wie auch Inka Grings eingewechselte Alexandra Popp ebenfalls nicht vollends überzeugen, belebte das deutsche Offensivspiel jedoch deutlich, so dass die Frage Prinz oder Kronprinzessin zumindest in den Medien das Thema bleiben wird.
Intern werde hingegen „gar nicht“ über die Bedeutung der 33-Jährigen diskutiert, betonte Linda Bresonik nach der Ankunft des Teams in Düsseldorf. „Wir wissen, was sie kann. Wir brauchen sie, sie ist wichtig für uns.“ Auch Nationalmannschaftsmanagerin Doris Fitschen glaubt, dass Prinz aus ihrem Tief kommen werde. „Es gibt ja noch paar Chancen, gute Spiele zu zeigen.“
„Man muss versuchen, alles daran zu setzen, dass sie wieder auf die Beine kommt“, meinte Grings, die derzeit selbst mit der „schwierigen Situation“ als Einwechselspielerin zurechtkommen muss, mitfühlend über ihre langjährige Sturmpartnerin. „Es ist natürlich schwierig für Birgit. Sie weiß selber, dass sie gerade nicht so gut ins Spiel findet.“
Dieses Wissen scheint die stets nachdenkliche und selbstkritische Prinz momentan deutlich zu hemmen. Wie bereits beim 2:1-Auftakt gegen Kanada fehlte ihr in der ungewohnten Rolle als Sturmspitze neben dem Tempo in Laufduellen auch die Bindung zu den deutschen Kombinationen. Zu häufig musste sie sich die Bälle aus dem Mittelfeld holen, zeigte dabei nicht die Durchsetzungskraft früherer Tage und wartet nun schon seit sechs Partien auf ein Erfolgserlebnis - die drittlängste Torflaute ihrer ruhmreichen Karriere in der Nationalmannschaft.
Der Diskussion um ihren ersten Treffer in diesem Jahr entgegnete Prinz in den WM-Tagen bislang stets gelassen, mannschaftsdienliche Arbeit sei genauso wichtig wie Tore. Doch ausgerechnet in ihrer Frankfurter Heimat wurden ihre Impulse als Führungsspielerin für das statische Aufbauspiel schmerzlich vermisst. Wenn Prinz Hilfe brauche, werde die Mannschaft für sie dasein, bekräftigte Grings. „Sie wird sicherlich wieder auf die Beine kommen“.
Nach ihrer Herausnahme in der 52. Minute hockte die beste Torschützin der WM-Geschichte zeitweise allein und traurig auf der Ersatzbank. Und auch auf dem Weg aus dem Stadion hätte sich Prinz am liebsten verkrochen, schob sich hinter ihrer Teamkollegin Kerstin Garefrekes hastig an den Journalisten vorbei und murmelte „weiter, weiter“. Wie in der Mixed Zone darf sich die Spielführerin auch in den kommenden Tagen der Unterstützung ihres Teams sicher sein. „Natürlich bauen wir immer wieder Spielerinnen auf“, sagte Torschützin Simone Laudehr, „wir lassen niemanden allein.“