Protest gegen Zensur in Äquatorialguinea
Berlin (dpa) - Das Auswärtige Amt protestiert im Zusammenhang mit der Frauenfußball-Weltmeisterschaft gegen Zensur im westafrikanischen Äquatorialguinea.
Nachdem Sicherheitsbehörden in dem Land Drehmaterial eines ZDF-Teams beschlagnahmt und zerstört hatten, werde sie den Botschafter des Landes einbestellen, sagte die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Cornelia Pieper, der dpa in Berlin. „So geht das nicht. Im Grunde genommen ist das ein Anschlag auf den Geist der Frauenfußball-WM.“ Es würden wesentliche Grundrechte der Presse- und Informationsfreiheit verletzt.
„Ich verlange, dass die Medien und in diesem besonderen Fall das ZDF frei berichten können“, sagte Pieper. „Das entspricht auch dem sportlichen Geist.“ Die vom ZDF interviewten Personen dürften nicht bestraft werden. Sie wolle auch mit der Spielmacherin des WM-Neulings, Kapitän Genoveva Anonma, sprechen. Anonma spielt in Deutschland und wechselt nach drei Jahren beim FF USV Jena zu Turbine Potsdam. Die FDP-Politikern kündigte auch ein Gespräch mit FIFA-Präsident Joseph Blatter über den Fall an. Er solle über seine Kanäle auf den Fußballverband des Landes einwirken, „damit die Sache zu einem versöhnlichen Ende kommt“.
ZDF-Chefredakteur Peter Frey hatte in der vergangenen Woche in einem Schreiben an den Botschafter Äquatorialguineas gegen die Behandlung der Journalisten und die schwere Behinderung ihrer Arbeit protestiert. „Einen so massiven Fall von Pressezensur habe ich noch nicht erlebt“, sagte damals ZDF-Afrikakorrespondent Jörg Brase, der während der einwöchigen Dreharbeiten in Äquatorialguinea unter anderem über Frauenfußball recherchierte, aber auch verschiedene andere Beiträge über das Land drehte. Äquatorialguinea nimmt erstmals an einer Frauenfußball-WM teil.
Während der Reise vom 5. bis 12. Juni war das Team aktiv vom Sportministerium und dem zum Informationsministerium gehörenden Staatssender TVGE unterstützt worden. Ein Gesetz schreibe vor, sämtliches Drehmaterial zu kopieren, hieß es. Die Speicherkarten mit dem Drehmaterial seien beschlagnahmt worden, mit der Ankündigung, alles, was nicht mit Sport zu tun habe, werde gelöscht. Menschenrechtsorganisationen werfen der Regierung unter dem durch einen Putsch an die Macht gekommenen Teodoro Obiang seit Jahren schwere Menschenrechtsverletzungen vor, eine freie Presse gibt es in dem ölreichen Kleinstaat nicht.