Zehn Fakten: Alles, was Sie über Frauenfußball wissen müssen

Alles, was Sie vor dem Start der WM über diesen Sport wissen müssen.

Düsseldorf. Am Dienstag traf die deutsche Frauen-Nationalmannschaft in Berlin ein, die letzten Vorbereitungen auf die am Sonntag beginnende Heim-WM laufen. Zeit, den Blick auf die Details des Frauenfußballs zu schärfen. Ein Versuch mit zehn Fragen. Und Antworten.

In Deutschland haben die Frauen einen langen Kampf um Anerkennung gekämpft. Das Spiel galt während und auch nach der Zeit des Nationalsozialismus als moralisch verwerflich, der DFB untersagte noch 1955 seinen Vereinen, Frauenfußball aufzunehmen. Erst 1970 lenkte der Verband ein: mit kürzerer Spielzeit, kleinerem Ball und der vorgeschriebenen Schutzhand beim Stoppen des Balls mit der Brust. 1974 war der TuS Wörrstadt erster deutscher Meister, Gero Bisanz stellte 1982 die erste Nationalelf zusammen, die gegen die Schweiz das erste offizielle Länderspiel mit 5:1 gewann — mit der zweifachen Torschützin Silvia Neid, die heute Bundestrainerin ist. 1989 bekannte sich der DFB zur Förderung des Frauenfußballs.

Eine hübsche Erinnerung von Nationalmannschafts-Managerin Doris Fitschen ist ihre Prämie für den Europameister-Titel 1989: Vom DFB bekam jede Spielerin „ein 40-teiliges Kaffeeservice“. Der Blick auf die Prämien 2011 bestätigt die Entwicklung: Wenn Birgit Prinz und Kolleginnen am 17. Juli Weltmeisterinnen werden sollten, erhielte jede Spielerin 60 000 Euro plus einen Zuschlag aus den Marketingaktivitäten des DFB.

Der Weltrekord ist in den USA gefallen, bei der WM 1999 kamen 90 185 Zuschauer in den Rose Bowl, wo der Gastgeber im Finale 5:4 im Elfmeterschießen gegen China siegte. Kontrastprogramm deutsche Bundesliga: Keine 900 Zuschauer hatte das Oberhaus mit zwölf Teams in der vergangenen Saison durchschnittlich, es gab Spiele wie VfL Wolfsburg gegen SG Essen-Schönebeck mit 118 Besuchern. Die Bundesliga ist das Waisenkind des Frauenfußballs, deutlich mehr Fans kommen zu den Spielen der Nationalelf.

„Den Transfer von der Nationalmannschaft auf die Bundesliga hinzubekommen, das ist kein Automatismus, sondern wird die größte Herausforderung überhaupt“, sagt DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach vor dem Turnier. DFB-Präsident Theo Zwanziger hofft auf eine spürbare Entwicklung: „Wenn die WM die Impulse für diese Entwicklung verstärkt, sollten wir versuchen, in Sachen Wertschätzung, Zuschauerzahlen und Medienpräsenz in die Nähe der 3. Liga der Männer zu kommen.“ Die 3. Liga der Männer hatte zuletzt einen Zuschauerschnitt von 5584 Fans.

Die Zahlen sind seit der Männer-WM 2006 in Deutschland explodiert: 1,1 Millionen weibliche Mitglieder hat der Verband mittlerweile. Ob er einen weiteren Ansturm im Nachwuchsbereich verkraftet, ist nicht gesichert. DFB-Vizepräsident Rainer Koch sagt: „Es gibt viel zu wenige Betreuer, Funktionäre und Trainer im Frauenfußball.“ Für Bernd Schröder, Trainer von Meister Turbine Potsdam, ist das ganze Nachwuchssystem „eine Katastrophe. Da kommt gar nichts raus, weil der Abstand zwischen der Bundesliga und den unteren Klassen immer größer wird.“

Orientieren wir uns an Zahlen: Mit 14 Treffern bei vier Turnieren ist Birgit Prinz die erfolgreichste WM-Torschützin. Die deutsche Rekordnationalspielerin stand als einzige schon in drei Endspielen: 1995, 2003 und 2007.

Nein, sind sie nicht. Nationalmannschaftsmanagerin Doris Fitschen peilt nach der WM ein Halbprofitum an. Doch bislang können allein bei Branchenführer 1.FFC Frankfurt 16 Spielerinnen vom Fußball leben. Ein Großteil der Vereine der Bundesliga könnte ohne die 180 000 Euro, die sie vom DFB pro Saison aus dem Topf der Fernseheinnahmen bekommen, gar nicht leben.

In Deutschland findet die sechste WM statt — nach China 1991, Schweden 1995, USA 1999 und 2003 sowie 2007 in China. Deutscher Gegenkandidat um die Ausrichtung der WM 2011 war Kanada, nun erster Gegner am Sonntag zum Auftakt.

Natürlich. Wo die Fifa organisiert, wird kein Marketinginstrument ausgelassen. Die Plüschkatze Karla Kick prägt die anstehende WM und folgt so auf Zakumi, das prachtvolle Getier der Männer-WM 2010 in Südafrika.

Heißt Speedcell, wird von Fifa-Partner adidas hergestellt. Ist weiß mit schwarz-blau-grün-gelben Elementen und an den „Jabulani“ der Männer WM 2010 angelehnt.