Zur WM: Firmen setzen auf Frauenfußball

Waldkirch (dpa) - Eine Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land lässt auch die Herzen vieler Firmenchefs höher schlagen. Bälle und Trikots sollen unters Volk gebracht werden. Dabei versprechen die kickenden Frauen zwar keine Umsatzrekorde, aber neue Käuferschichten.

Hannelore Vartmann spielt in ihrer Branche in der Ersten Liga. Ihr Unternehmen, der Textil- und Sportartikelversand Ronda mit Sitz im südbadischen Waldkirch, ist nach eigenen Angaben einer der führenden Anbieter von Werbefußbällen in Deutschland. Das runde Leder dient Vartmanns Kunden als Werbeträger. Nicht nur, wenn Männer kicken. Eine größere Nachfrage als sonst bringt auch die Weltmeisterschaft im Frauenfußball.

Davon geht auch der Branchenführer Adidas aus. Allerdings warnt Sprecher Oliver Brüggen vor überzogenen Erwartungen. „Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Frauen-Weltmeisterschaft nicht vergleichbar mit der Fußball-WM der Männer und wird nur eine sehr geringe Auswirkung auf unsere Fußball-Umsätze haben.“ Aber die WM werde dazu beitragen, dass das Unternehmen seinen Rekordumsatz des vergangenen Jahres halten kann, zeigte sich Brüggen überzeugt. Im WM-Jahr 2010 nahm Adidas allein mit Fußballartikeln rund 1,5 Milliarden Euro ein.

Auch Adidas verkauft Fußbälle mit Werbeaufdrucken, meist für große Kunden. In welchen Größenordnungen sich das Geschäft bewegt, bleibt Firmengeheimnis. Auch in diesem Falle gilt, dass die Nachfrage schwächer sein wird als zur Männer-WM 2006 - aber immerhin: Es gibt sie. Hannelore Vartmann von Ronda hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Drehte sich das Geschäft bislang ausschließlich um Männerfußball, haben die Firmen inzwischen auch die kickenden Frauen als Werbethema erkannt.

Ronda beliefert mit seinen sechs Mitarbeitern nach eigenen Angaben Großkonzerne wie die Deutsche Post, die Allianz Versicherung oder den Süßwaren-Produzenten Haribo. Aber auch Werbeagenturen gehören zu den Auftraggebern. Hinzu kommen Vereine, die Fußbälle mit dem eigenen Logo ordern. „Wir profitieren davon, dass Fußball die Massen bewegt und bei vielen Menschen die Leidenschaft weckt“, sagt Vartmanns Sohn Niklas. Der 36-Jährige ist für das Design der Bälle zuständig.

Genäht und bedruckt werden die Bälle in Pakistan. Das Land ist weltweit der Hauptproduzent. 80 bis 90 Prozent aller Fußbälle stammen aus der Region um die Industriestadt Sialkot. Dort werden jährlich rund 40 Millionen Fußbälle produziert.

Vartmann geht davon aus, dass mit der WM die Umsätze deutlich nach oben schnellen. Beim „Sommermärchen“ 2006 verzeichnete Ronda eines der umsatzstärksten Jahre der Firmengeschichte. Konkrete Zahlen zum Unternehmen nennt Ronda traditionell nicht.

Adidas setzt neben Bällen auf Trikots. „Wir gehen davon aus, dass wir mehr Frauen-Trikots verkaufen werden als jemals zuvor - und zwar in sechsstelliger Größenordnung, was die Stückzahlen angeht“, erläutert Brüggen. Die Nationalmannschaft trage zum ersten Mal ein Jersey, das von Frauen für Frauen entworfen wurde. „Der leicht taillierte Schnitt und die runden und eleganten Rückennummern sorgen für ein feminines Design.“

Eine weitere Besonderheit: Im Kragen des Trikots steht der Satz „Blüh im Glanze dieses Glückes“ - eine Zeile aus der Nationalhymne. Sie könnte durchaus auch als Motto für den Firmenumsatz bei der WM dienen.