Deutschlands Suche nach der Olympia-Stadt
Berlin (dpa) - Seit Monaten kämpfen Berlin und Hamburg um die deutsche Kandidatur für die Olympischen Spiele 2024. Doch bis der Gewinner endgültig feststeht, gibt es viele Hürden: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat das Zepter in der Hand.
Am heutigen Montagabend gibt das Präsidium seinen Vorschlag für eine der beiden Städte als Kandidaten bekannt. Das letzte Wort haben am Ende die Bürger der Bewerberstadt - ein Fiasko wie zuletzt in München wollte der DOSB bei der Wahl von Anfang an vermeiden.
Ist die Empfehlung des DOSB-Präsidiums über den deutschen Olympia-Bewerber schon eine finale Entscheidung?
Nein, die Empfehlung ist noch nicht der Abschluss der Bewerbersuche. Am 21. März erfolgt die offizielle Kandidatenkür auf einer DOSB-Mitgliederversammlung in der Frankfurter Paulskirche. Es ist aber davon auszugehen, dass die Mitglieder der Empfehlung des Präsidiums am Samstag folgen. Das finale Votum geben dann im Herbst aber die Bürger der Gewinner-Stadt bei einer Volksbefragung ab.
Warum sollen die Bürger das letzte Wort haben?
Nach dem Scheitern mit München, wo die Bevölkerung die Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2022 zu Fall brachte, will der DOSB bei der Wahl des Kandidaten für die Sommerspiele 2024 auf Nummer sicher gehen. Alle Beteiligten wollen eine Pleite wie 2013 in München vermeiden. Damals hatten in München, Garmisch-Partenkirchen sowie in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgaden jeweils die Olympia-Gegner gewonnen. Es war ein Fiasko für den Sportbund.
Wie begründen die Gegner ihre Kritik am Olympia-Projekt?
Hauptargumente der Olympia-Opposition in beiden Städten sind die aus ihrer Sicht ungeklärten Kosten in Milliardenhöhe. Der Bau von Kitas, bezahlbaren Wohnungen oder Anlagen für den Breitensport hätten Vorrang, betonten linke Gruppen und Umweltorganisationen bei der Gründung des Berliner Bündnisses NOlympia. Auch in Hamburg fürchten Gegner eine Kostenexplosion wegen des „Prestigeobjektes“.
Wie geht es bei einer Zustimmung der Bürger weiter?
Bis zum 15. September muss die deutsche Kandidatur für die Ausrichtung der Olympischen Spiele beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) offiziell angemeldet werden. Im Frühjahr 2016 wählt das IOC-Exekutivkomitee dann die Kandidatenstädte aus. Zum Jahresbeginn 2017 müssen alle Kandidatenstädte die Bewerbungsunterlagen beim IOC einreichen. Der Ausrichter der Spiele wird im Sommer 2017 auf der Session in Perus Hauptstadt Lima gewählt.
Wer sind die anderen Bewerber um Olympia 2024?
Neben Hamburg und Berlin stehen bislang Boston und Rom als Bewerber für das Großereignis in neun Jahren fest. Auch Paris erwägt eine Olympia-Kandidatur für die Spiele 2024. Bis Juni soll entschieden sein, ob sich die französische Hauptstadt bewerben wird. Möglicherweise steigen auch Budapest, Istanbul, Doha, Baku und eine australische Stadt ins Rennen ein.
Wie sind die Chancen einer deutschen Olympia-Bewerbung?
DOSB-Präsident Alfons Hörmann ist überzeugt, dass die Städte Berlin und Hamburg mit ihren Konzepten eine Siegchance haben. Fachleute räumen aber vor allem Olympia-Mitbewerber Boston eine Favoritenrolle ein. Ein weiteres Hindernis sehen manche in der Tatsache, dass die Vergabe der Fußball-EM 2024 nach Deutschland als so gut wie sicher gilt. Die Aussicht auf ein Doppel-Sportspektakel sehen manche als Hindernis für die Olympia-Vergabe nach Deutschland.
Was passiert, wenn Deutschland vom IOC nicht zum Gastgeber der Spiele 2024 gekürt wird?
Im Falle eines Scheiterns für 2024 hat der DOSB eine erneute Bewerbung mit der gleichen Stadt für die Spiele 2028 avisiert.