Franziska von Almsick: „Olympia ist eine andere Nummer“

Franziska van Almsick über der Chancen der deutsche Schwimmer in London und ihre persönlichen Erinnerungen.

London. Nur olympisches Gold blieb Franziska van Almsick (34) verwehrt, ansonsten gewann die Schwimmerin alles, was es im Schwimmsport zu gewinnen gibt. Nach den Spielen von Athen 2004 beendete sie ihre Karriere und arbeitet seitdem als Expertin für die ARD. Auch in London wird sie die olympischen Schwimmwettkämpfe kommentieren.

Frau van Almsick, Sie waren bei den nationalen Wettkämpfen und der EM dabei. Welchen Eindruck hat die deutsche Mannschaft auf Sie gemacht?

Franziska van Almsick: Die Eindrücke waren sehr gut. Ich habe mich sehr gefreut, dass ein bisschen was nachgekommen ist. Dass nicht nur Britta Steffen und Paul Biedermann von sich reden gemacht haben. Sondern auch Leute wie Jan-Philip Glania oder Jenny Mensing gezeigt haben, dass sie dazugehören.

Aber reicht das schon für Erfolge bei den Olympischen Spielen?

van Almsick: Nein, das wird noch nicht ganz reichen. Olympia ist noch einmal eine ganz andere Nummer.

Wie groß ist Ihr Optimismus für die deutschen Schwimmer mit Blick auf London?

van Almsick: Sie haben allen Grund, gut gelaunt und motiviert nach London zu fahren. Natürlich wird die Leistungsdichte dort noch viel höher sein. Paul Biedermann zum Beispiel wird es bei Olympischen Spielen niemand so einfach machen, wie bei der Europameisterschaft. Seine Zeit von der EM ist eine, mit der man bei Olympia ins Finale kommt. Damit holt man aber keine Medaille. Das weiß er aber und er ist sich darüber bewusst, dass das noch nicht alles gewesen sein kann. So sehe ich es bei Britta Steffen auch, von der man denken könnte, dass sie mit Leichtigkeit vorneweg schwimmt. Sie ist zwar schon im Medaillenbereich, aber auch da muss noch eine Leistungssteigerung kommen.

Glauben Sie daran?

van Almsick: Ja, die wird kommen.

Mal abgesehen von Biedermann und Steffen: Sehen Sie noch andere Medaillenkandidaten?

van Almsick: Ich schätze unsere Staffeln stark ein. Da freue ich mich sehr drauf. Staffeln sind eine Prestigesache. Das ist ein tolles Gefühl. Man schwimmt mit drei anderen Leuten und ist eine Mannschaft. Da kämpft man füreinander. Vor 15 oder 20 Jahren waren auch immer Medaillen für uns drin. Das hat zuletzt aber einen Abschwung genommen, gerade bei den Männern.

Sie können aus eigener Erfahrung beurteilen, was Olympische Spiele besonders macht. Beschreiben Sie uns dieses Gefühl.

van Almsick: Die Spiele sind einfach sehr geschichtsträchtig. Sie finden nur alle vier Jahre statt. Welt- und Europameister haben wir reichlich. Olympiasieger und Medaillengewinner sind aber die Crème de la Crème. Bei den Spielen treffen sich die Sportler der ganzen Welt und küren die Besten. Olympia hat auch seine eigenen Gesetze, nicht immer stehen die Favoriten ganz oben. Darüber hinaus ist es das einzige Mal, dass man als Schwimmer auch mal Volleyballer oder Judoka trifft. Normalerweise kennt man sich ja kaum untereinander. Alle machen ihren Sport aus Leidenschaft und jeder kann mitfiebern. Da liegt einfach etwas ganz Besonderes in der Luft, das man nicht erklären kann.

Sie sind immer noch richtig begeistert, wenn Sie von Olympia sprechen.

van Almsick: Ja, zu meiner Verteidigung sage ich: Einmal Athlet, immer Athlet. Ich freue mich wahnsinnig auf die Olympischen Spiele. Durch meinen Job noch so nahe dran sein zu dürfen, das ist schon ein echtes Erlebnis.