IOC fordert nach Skandalwelle Maßnahmen von Verbänden
Lausanne (dpa) - Sofortmaßnahmen zur Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit und die Umsetzung eines unabhängigen Anti-Doping-Systems: Das Internationale Olympische Komitee hat nach all den Korruptions- und Dopingskandalen im Fußball und in der Leichtathletik die Initiative ergriffen.
Das IOC erarbeitete einen Maßnahmenkatalog. „Nicht nur das IOC, sondern viele Sportorganisationen sind besorgt. Die Leute auf der Straße machen keinen Unterschied und verallgemeinern dies auf alle Sportorganisationen“, begründete IOC-Chef Thomas Bach die Schritte, obgleich die Ringe-Organisation nicht direkt von den Skandalen betroffen ist.
Sportverbände befinden sich in einer Glaubwürdigkeitskrise, das hat nicht zuletzt das Nein der Hamburger Bevölkerung zu Olympischen Spielen 2024 gezeigt. Deshalb sollten alle Sportorganisationen Prinzipien der guten Verbandsführung mit transparenten und demokratischen Entscheidungsprozessen sowie einer Finanzprüfung nach internationalen Standards bereits im kommenden Jahr umsetzen.
Als ersten Schritt verabschiedete das IOC-Exekutivkomitee diesbezüglich eine Erklärung zu guter Verbandsführung und zum Schutz der sauberen Athleten. Dabei wird auch das IOC seine eigene Verbandsführung sowie die Geldflüsse an die Sportverbände, Nationale Olympische Komitees und Organisationen von einem unabhängigen Gremium überprüfen lassen.
„Das Geld, das aus dem Sport kommt, soll auch wieder in den Sport gehen. Und die Entscheidung, wer von diesen Zuwendungen profitiert, soll von guter Verbandsführung geprägt sein“, mahnte Bach und erlaubte sich damit auch einen Seitenhieb in Richtung FIFA, wo Millionen auf die Konten korrupter Funktionäre gewandert sind.
Das IOC unterstützt etwa das Organisationskomitee in Rio de Janeiro mit rund 1,5 Milliarden Dollar und schüttet auch viele Millionen an die Sportverbände und Nationalen Olympischen Komitees aus. Die Überprüfung der Zahlungen an Rio betreffe aber nur das operative Budget, nicht etwa den Bau von Wettkampfstätten. Das seien Verträge zwischen der Stadt und den Baufirmen, sagte Bach. Zuletzt hatte es schwere Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit dem Bau von Olympia-Anlagen gegeben.
Dass Rio in einer schweren Wirtschaftskrise steckt, ist Bach klar. „Wir sind bereit, das Budget des Organisationskomitees den Herausforderungen anzupassen“, sagte der IOC-Präsident. Das OK will beim operativen Budget von 1,9 Milliarden Dollar rund 500 Millionen Dollar einsparen. Das IOC hat dafür eine Arbeitsgruppe installiert.
Der Anti-Doping-Kampf ist angesichts der jüngsten Skandale in der Leichtathletik, insbesondere in Russland und Kenia, ebenfalls ganz oben auf die Prioritätenliste des IOC gelangt. Daher forciert Bach auch das Tempo. Die Umsetzung eines unabhängigen Anti-Doping-Systems bei Olympischen Spielen soll bis zu den Wettkämpfen 2018 in Pyeongchang erreicht werden.
Ein unabhängiges Testverfahren ist aber nicht nur für Olympia, sondern generell im Sport vorgesehen. Dopingtests sollen dann nicht mehr von Sportverbänden, sondern ausschließlich unter Führung der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) durchgeführt werden. Sanktionen soll nur noch der Internationale Sportgerichtshof CAS aussprechen. Bis wann diese Umstrukturierung vollzogen werden kann, ist noch unklar.
Das IOC reagierte damit auf das scheinbar flächendeckende Doping in der russischen Leichtathletik, an der neben Trainern, Athleten und Ärzten auch staatliche Instanzen und Kontroll-Labore beteiligt gewesen sein sollen. Dazu hatte es im Läufer-Wunderland Kenia in den letzten Jahren Dutzende Dopingfälle gegeben. Das IOC forderte beide Länder auf, ein effizientes Kontrollprogramm außerhalb der Wettkämpfe sicherzustellen. Mit Blick auf Rio 2016 will das IOC sein eigenes Testsystem mit intelligenten Kontrollen ausweiten.