Punktlandung für Rio bei Olympia-Bauten - Probleme bleiben
Lausanne (dpa) - Die Mittagspause musste warten. Beim Thema Olympia 2016 in Rio herrschte bei der Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) doch ein wenig Gesprächsbedarf.
Schließlich waren die Nachrichten aus Brasilien in jüngster Vergangenheit nicht die besten. Wirtschaftskrise, politische Probleme, Korruptionsaffäre, Wasserverschmutzung, Budgetkürzungen, und, und, und ... Sogar über Kosteneinsparungen bei den Klimaanlagen im Olympischen Dorf wurde zuletzt diskutiert. Am Ende der Sitzung hatte IOC-Chef Thomas Bach dann doch ein Lächeln im Gesicht. „Eine gute Präsentation“, meinte Bach, und für Organisationschef Carlos Nuzman sind ohnehin alle vorgetragenen Bedenken „No problem“.
Zumindest in einem wichtigen Punkt konnte Nuzman die IOC-Exekutive beruhigen. Beim Bau der Wettkampfstätten liegt Rio offenbar wieder im Zeitplan. Knapp acht Monate vor der Entzündung des olympischen Feuers sollen 80 Prozent der Sportstätten fertig sein.
„Vor ein, zwei Jahren haben wir alle über den Deodoro-Sportkomplex und die Testwettkämpfe gesprochen. Heute können wir sagen: Wir sind auf dem Weg“, sagte Nuzman stolz. Nur wenige Gastgeber hätten das in der Vergangenheit in der Form geschafft.
Die Fortschritte bei den Bauten wurden auch vom IOC attestiert. „Es hat massive Verbesserungen in den letzten Monaten gegeben. Die Wettkampfstätten wurden geliefert. Nun müssen die Rahmenbedingungen geschaffen werden“, sagte IOC-Vizepräsident Craig Reedie. Doch eine Reihe von Problemen bleiben:
WIRTSCHAFTSKRISE: Die Inflation liegt bei zehn Prozent, die Währung Real hat in diesem Jahr gegenüber dem Dollar an Wert eingebüßt, zeitweilig erreicht er mit über 4,20 Real pro Dollar den höchsten Wert seit der Einführung 1994. Zudem befindet sich das Land in einer Rezession, drei Quartale in Serie sank die Wirtschaftsleistung, das hatte es zuletzt 1990 gegeben. Als Rio vor sieben Jahren den Zuschlag für die Spiele erhalten hatte, gehörte Brasilien noch zu den boomenden Wirtschaftsländern. „Sie haben politische und wirtschaftliche Schwierigkeiten. Das beeinflusst die Spiele. Es sind große Herausforderungen“, betonte Reedie. Viele Verträge wurden in Dollar abgeschlossen, was sich umso mehr bemerkbar macht.
BUDGETKÜRZUNGEN: Die Rio-Organisatoren wollen ihr Budget von 1,9 Milliarden Dollar - Sportstätten und Infrastruktur-Maßnahmen sind dabei nicht inbegriffen - um 500 Millionen Dollar kürzen. Dabei gehe es nicht um die Wettkämpfstätten, sondern um Dinge im Hintergrund. Die Qualität der Spiele werde nicht beeinflusst, hieß es vom OK. Das IOC setzt dazu eine Arbeitsgruppe ein, die sich mit dem Thema beschäftig. „Wo wir Einsparungen machen können, machen wir es auch“, sagte Exekutivdirektor Christophe Dubi. Wegen bestehender Verträge sei dies aber nicht so einfach.
Tokio 2020 hat es da besser. Im Zuge der vor einem Jahr verabschiedeten Olympischen Agenda 2020 kann die japanische Hauptstadt die Bahnrad- und Mountainbike-Wettbewerbe ins 120 Kilometer entfernte Izu verlegen und so 100 Millionen Dollar einsparen. Für Rio kam das Reformpaket zu spät.
WASSERVERSCHMUTZUNG: Es gibt weiterhin besorgniserregende Meldungen über die Wasserverschmutzung. Insbesondere Rios Guanabara-Bucht ist ein Problemfall, hier werden die Segelwettbewerbe stattfinden.
POLITISCHE PROBLEME: Gegen Staatschefin Dilma Rousseff wurde ein Amtsenthebungsverfahren eröffnet. Es geht um Tricksereien bei den Haushaltszahlen. „Das berührt die Olympia-Vorbereitungen nicht“, sagt Nuzman. Förderlich sind sie aber auch nicht.
KORRUPTIONSAFFÄRE: Der Öl-Gigant Petrobras wird von einem Korruptionsskandal erschüttert. Es soll mit einigen Unternehmen Bestechung und Preisabsprachen gegeben haben. Die Ermittler wollen nun auch Verträge bei Bauten für die Spiele untersuchen.