Kampa: Leistungssport darf kein Loch in Biografie sein
Berlin (dpa) - Volleyball-Nationalspieler Lukas Kampa hat die mangelnde Wertschätzung von Leistungssportlern abseits des Fußballs kritisiert.
„Ich denke, dass grundsätzlich alle anderen Sportarten mehr Wertschätzung in der Gesellschaft erhalten sollten, dass Leistungssport kein Loch in der Biografie ist. Das Gefühl habe ich manchmal, wenn man sich auf die Zeit nach der Karriere vorbereitet, dass man mit Rechtfertigungen zu kämpfen hat. Das darf nicht der Fall sein“, sagte der frisch gekürte „Volleyballer des Jahres“ im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
„Wenn man Leistungssport in Deutschland betreibt, stellt man sich für das Berufsleben selber ein Bein. Und das ärgert mich. Das ist für mich schlimmer zu sehen, als dass Fußball die Medien dominiert“, betonte der 29 Jahre alte Psychologie-Student, der im Januar in Berlin mit dem Nationalteam um die Olympia-Qualifikation kämpft.
Kampa gehört seit Ende 2007 zur A-Nationalmannschaft und ist mittlerweile einer der Führungsspieler. Bei der WM 2014 wurde er zum besten Zuspieler des Turniers gewählt. Derzeit spielt der Bochumer für den polnischen Verein Cerrad Czarni Radom.
Der Übergang eines Leistungssportlers ins Berufsleben sollte nach Kampas Ansicht von weniger Skepsis begleitet sein. „Wir bringen so viele Soft Skills mit, die für Unternehmen extrem wertvoll sind“, sagte er. „Wir machen genau das, was viele Leute unter einem Leistungsgedanken, unter einem Ziel im Leben verstehen. Wir müssen uns selber organisieren, wir kämpfen uns im Ausland durch, wir lernen andere Sprachen, alles das, was wichtig ist.“
Kampas eigene Vita wird später dem einen oder anderen Personalchef aber vielleicht merkwürdig erscheinen. „In meinem Lebenslauf werden am Ende vielleicht 30 Semester Fernuni Hagen Psychologie drinstehen“, erzählte er. „Natürlich sieht das dumm aus und man wird fragen: 'Was hat der den ganzen Tag gemacht?' Aber ich war in der Welt unterwegs und habe eben Profisport gemacht. Diese Rechtfertigung bereitet mir viel mehr Probleme, als dass ich vielleicht nicht jeden Samstag in der Sportschau bin.“