Künstler werben für Frieden unter dem Olympia-Stern
London (dpa) - Nicht nur die Sportler, sondern auch die Künstler geben bei Olympia in London ihr Bestes. Britische und internationale Künstler wurden aufgerufen, sich Außergewöhnliches einfallen zu lassen.
Das Echo war phänomenal, berichten die Organisatoren.
Als architektonische Wahrzeichen auf dem Olympia-Gelände gelten schon jetzt der gewundene 115 Meter hohe Stahl-Koloss von Anish Kapoor, das Licht durchflutete Velodrom und die avantgardistische Wassersportarena der preisgekrönten Architektin Zara Hadid.
Auch andere Bereiche der Kunst bieten bei der Londoner „Kultur-Olympiade“ bahnbrechende Ideen. „Wir haben die Künstler gebeten, sich etwas Außergewöhnliches auszudenken, und wir haben als Antwort erstaunliche Projekte bekommen,“ sagte Ruth Mackenzie, Leiterin des Kulturprogramms.
Dazu zählt die Chefin des London 2012 Festival, dem sechswöchigen Herzstück der Kultur-Olympiade, unter anderem die mit höchstem Kritikerlob bedachte Weltstädte-Serie des Tanztheaters Wuppertal, die Pina Bausch vor ihrem Tod eigens für Olympia produzierte. Die restlos ausverkauften 20 Bausch-Vorstellungen waren laut Mackenzie „ein unvergessliches Erlebnis, das allabendlich große Freude brachte, vermischt mit Traurigkeit.“
Ebenfalls unter dem Olympia-Stern stehen in diesem Jahr die Proms, die alljährlichen Promenaden-Konzerte der BBC in der Royal Albert Hall. Geleitet von dem Friedens-und Versöhnungsgedanken des olympischen Wettstreits spielt das East-West Divan Orchestra unter Daniel Barenboim einen kompletten Beethoven-Zyklus. Am 27. Juli - dem Eröffnungstag der Spiele - steht Beethovens 9. Symphonie auf dem Programm. Simon Rattle und die Berliner Philharmoniker gastieren mit Wagner, Debussy und Brahms und das Leipziger Gewandhaus Orchester bringt Gustav Mahler aufs Programm.
Der Friedensgedanke beseelt auch das Projekt eines Peace Camps, das von der Theater- und Opernregisseurin Deborah Warner stammt. Sie lässt an acht der schönsten und entlegensten Küstenstrände im gesamten Königreich zwischen Abenddämmerung und Morgengrauen illuminierte Öko-Zelte erglühen. Aus diesen erklingt die Poesie berühmter und lokaler Dichter, überlagert von Musik des irischen Komponisten Mel Mercier und vermengt mit den Geräuschen von Meer und Natur. Hinter dem Projekt steht der Gedanke des Olympischen Friedens.
Das Thema von Versöhnung und Waffenruhe behandelt der kolumbianische Künstler Oscar Munoz in einem Projekt an der „Friedensmauer“ in Belfast, die Katholiken und Protestanten voneinander trennt. Munoz hat die Bewohner beider Konfessionen dazu gebracht, die mit dickem Stacheldraht bespickte Trennlinie zu öffnen und in dem „Niemandsland“ gemeinsam eine Friedensinstallation zu errichten.
Aufsehen erregte Turner-Preisgewinner Mark Wallinger bei einer neuen Tizian-Ausstellung in der Londoner National Gallery. Er ließ in den Ausstellungsräumen des ehrwürdigen Gebäudes eigens ein voll ausgerüstetes Badezimmer installieren, um so ein Tizian-Gemälde der badenden Diana in einen zeitgenössischen Kontext zu stellen. Durchs Schlüsselloch, Milchglasfenster und fast geschlossene Jalousien sind in Umrissen leibhaftige Namensvetterinnen der Jagdgöttin zu erkennen, die im Zweistundentakt in die Wanne steigen.