„die digitale“: Künstler feiern Festival der digitalen Kultur
Über 50 Künstler aus aller Welt zeigen ihre Arbeiten. Die meisten Veranstaltungen sind kostenlos — darunter Ausstellungen, Konzerte und Filmvorführungen.
Düsseldorf. Dass es ein Festival für digitale Kunst und Musik erst seit dem vergangenem Jahr in Düsseldorf gibt, ist eigentlich überraschend. Mit dem „Salon des Amateurs“ ist einer der besten Nachtclubs für elektronische Musik hier beheimatet. Nicht zu vergessen die Elektro-Pioniere von Kraftwerk oder Julia Stoschek mit ihrer Sammlung für Videokunst und Installationen.
In 20 On- und Off-Locations der Stadt, darunter Kunstpalast, Tonhalle, Weltkunstzimmer und Stadtbücherei, präsentieren sich bei „die digitale“ vom 10. bis 26. November über 50 Künstler aus aller Welt. Ausstellungen, Konzerte, Filmvorführungen - das überwiegend kostenlose Programm zeichnet nach, wie die Digitalisierung das kreative Leben durchdringt und versteht sich als Bestandsaufnahme digitaler Kultur.
Zusammen mit dem Künstler und Eventmanager Werner Pillig hat Peter Witt, früher Vorsitzender des Kulturvereins damenundherren, das Festival im vergangenen Jahr initiiert. „Unsere Vorbilder sind die Ars Electronica in Linz und die Berliner Transmediale“, erklärt Witt.
Ein Highlight im Programm findet in der Tonhalle statt. Das Album „E2-E4“ von Manuel Göttsching wurde 1981 aufgenommen und gilt bis heute als Kultalbum und Wegweiser für viele DJs und Produzenten im Techno-Bereich. Erst zwei Mal wurde das Album bisher in Deutschland aufgeführt, unter anderem im Berliner Berghain. „Wer das Album hört, versteht den Zusammenhang von Krautrock und Techno“, sagt Witt.
Im Rahmen der Ausstellung #LowTechArt im Weltkunstzimmer präsentieren sich nationale und internationale Künstler, die mit einfachen technischen Mitteln und Materialen arbeiten. Unter anderem wird die Arbeit „Pixelhead“ des Medienkünstlers Martin Backes gezeigt. Dabei geht es um Masken, die das ganze Gesicht verbergen und so verhindern sollen, dass das eigene Gesicht bei Google Streetview oder Facebook auftaucht. Der Berliner ist auch als DJ tätig und legt in der Weltkunstzimmerbar auf.
Ein Blickfang sind zwei Figuren der Skulpturengruppe „Memoridermata“ des italienischen Bildhauers Aron Demetz. Mittels eines computergesteuerten Fräsvorgangs lässt Demetz raue Holzfäden aus den Körperoberflächen wachsen, die durch künstlich erzeugte „Fehler“ im eigens dafür programmierten Chip entstehen. So entstehen eigenartig aussehende Figuren.
In der Brause gastiert das Düsseldorfer Künstlerkollektiv „Konsolenkinder“ mit klassischen Videospielkonsolen aus den vergangenen vier Jahrzehnten. Der Abend verspricht eine Fusion aus Kunst, computererstellter Musik und lebensnaher Auseinandersetzung mit der Videospiel-Ästhetik.
Initiator Peter Witt ist Sprachdesigner und spielt in der Band „Rhein“, einem Projekt für experimentelle elektronische Musik. Ist die Digitalisierung eigentlich Fluch oder Segen für Künstler? „Ganz klar Segen“, sagt Witt. „Ich war jahrelang Gitarrist in einer Punkband. Ich werde nie vergessen, als ich die Gitarre zum ersten Mal an einen Laptop angeschlossen habe. Und die Töne gehört habe, die man mit analogen Mitteln so nie erzeugen könnte.“ Allerdings seien viele Kreative mit den schier unendlichen Möglichkeiten allmählich überfordert, so Witt. „Der Trend geht ja derzeit wieder zu analogen Geräten.“
Eine Übersicht über das gesamte Programm von „die digitale düsseldorf“ gibt es online unter die-digitale.net