Künstler aus Nigeria erobert Düsseldorf

Peter Uka versucht den Spagat zwischen Afrika und Europa. Jetzt wird er mit einer Ausstellung geehrt.

Foto: Uka/Voss

Düsseldorf. Peter Uka eröffnet am 20. Oktober seine erste umfassende Einzelausstellung bei der Best-Gruppe in der Ernst-Gnoß-Straße 24, deren Stipendiat er ist. Die Laudatio hält Akademie-Professor Robert Fleck. Uka hätte es sich nie träumen lassen, dass er mit 42 Jahren groß herauskommen würde.

Foto: Melanie Zanin

1975 kam er in Benue in Nigeria zur Welt, einem Land mit vielen Kindern, aber ohne Schulpflicht. Der Vater ist Bauer, und der Sohn lobt seine Bildung. In der Freizeit malt und zeichnet er. Die Mutter war Lehrerin und machte sich selbstständig, indem sie Kartoffeln aus dem Dorf in der Stadt verkaufte. Der Sohn aber wollte höher hinaus.

Mit 16 Jahren zog er nach Lagos und studierte Architektur am Yaba College of Technology. Nach drei Jahren hängte er dieses Studium an den Nagel. „Mein Herz schlug für die Kunst“, sagt er. Das Studium finanzierte er sich als Konstruktionszeichner.

Warum aber nun Düsseldorf? Peter Uka: „Am Ende des Studiums gab es einen Wettbewerb, der über das Goethe-Institut und einen nigerianischen Künstler namens Chici Kwubiri lief, der bei Penck in Düsseldorf studiert hatte und in Pulheim bei Köln lebt. Ich gewann den ersten Preis, konnte nach Deutschland kommen, eine Ausstellung machen, die Akademie besuchen und die deutsche Kultur ein bisschen kennenlernen. Ich habe zwei Wochen bei Chici gelebt. Und ich traf den Professor TAL R. Er erlaubte mir, als Gaststudent in seine Klasse zu kommen.“

Das war im Jahr 2007. Nach zwei Gastsemestern hätte Uka ein ordentlicher Student werden können, aber er schaffte die Deutschprüfung nicht. Nach diesem Fehlstart gelang ihm alles besser. 2009 wurde er ordentlicher Student. Aber diesmal hatte er keinen Professor.

Als 2010 Eberhard Havekost Professor in Düsseldorf wurde, schwärmte Peter Uka in einem Café von Havekosts Arbeit. Was er nicht bemerkte: Havekost saß am Tisch neben ihm, hörte zu und gab sich zu erkennen. 2011 landete Uka in seiner Klasse und revanchierte sich mit einer Installation, die beim Rundgang Aufsehen erregte. Er hatte einen Lkw-Anhänger aus Holz nachgebaut, bewusst provisorisch, und mit Sprichwörtern bemalt. Eine grüne Regenplane bedeckte eine Ladung voller Bilder. Und vor der hölzernen Karre standen weitere Werke. Der Wagen erinnerte an Mutter Courage, die durch die Welt zieht und eines ihrer Kinder nach dem anderen verliert. Ein Alter Ego des Studenten gleichsam auf seinem Weg von Afrika nach Europa.

Uka lobt seinen Professor: „Eberhard Havekost macht keine allgemeinen Reden, sein Kolloquium dreht sich ausschließlich um den jungen Anfänger und dessen Entwicklung. Das ist beispielhaft.“

„Reise in die Wand“ hieß die erste Rundgangsarbeit. Bei seinem letzten Rundgang, 2017, verabschiedete er sich mit einem Bild, bei dem sich ein Mann verbeugt. Und erklärt: „Es ist ein Zeichen der Höflichkeit zur Begrüßung. Ich habe für das Bild den Boden vor meiner Kölner Wohnung und als Hintergrund das Haus meiner Eltern genommen. Ich versuche, die Anregungen aus Nigeria und aus Düsseldorf zur Einheit zu bringen.“

Diese Einheit ist es, die seine Bilder auszeichnen. Die Anregungen aus der alten und der neuen Heimat gehen bruchlos ineinander über. Uka schafft keine Collagen, keine Brüche, keine Konzepte. Seine Bilder leben aus dem milchigen Licht des afrikanischen Kontinents. Das Blau geht ins Grün über. Spannungsgeladene Farbkontraste fehlen. Das dekorative Tuch oder Kleid, das im Astwerk hängt, hat ein uraltes Muster. Die rot-braune Streifenhose ist alles andere als ein europäisches Kleidungsstück. Über dem flachen Haus der Großmutter weht eine fast schon melancholische Erinnerung an die Vergangenheit. Da ist nichts exotisch aufgemotzt. Das ist keine globale Kunst.

„Poesie der freudvollen Pein“ nennt er seine Ausstellung und meint: „Der Weg zur Kunst ist für uns Afrikaner nicht einfach, aber wir sind glücklich.“